laut.de-Kritik
Analoges Klangspektrum trifft auf Prog und Soundtrack der 60/70er.
Review von Yan VogelWer kann heute schon sagen, welcher Schauer Jimi Hendrix oder Chuck Berry durchfuhr, als sie zum ersten Mal eine elektrische Gitarre anschlossen. Dieses elektrisierende Gefühl stellt die Grundlage für ein wichtiges musikgeschichtliches Kapitel dar: Den Prog und Hardrock der Siebziger, namentlich an Zeppelin, Purple, Sabbath, Genesis, Pink Floyd oder King Crimson festzumachen.
Auch diese Musik hat mittlerweile ihre Leitsterne, so dass es auch in schwierigen, hiesigen Zeiten bei einem Blick auf die diesig verhangene Musiklandschaft einen sonnigen Rückzugsort gibt. Eben diesen Rückgriff auf die mittlerweile im kollektiven Gedächtnis als authentische Klang- und Songformate verankerten Siebziger kann man derzeit bei Bands wie Graveyard, Opeth oder eben Pain Of Salvation ausmachen.
Es gibt so viele nebeneinander existierende Stile, wahre Kämpfe werden ausgefochten, dass viele Prog Bands mit ermüdeten Ohren die Regler runterziehen, den Kompressoren die Stromzufuhr abstellen und sich anschicken, die verschlungenen Pfade der siebziger Rock-Hochkultur, die für viele zudem die Initialzündung zum eigenen Musizieren darstellte, zu durchforsten. Zudem positioniert man sich aktuell als radikalen Gegenentwurf zu dem technisch hochgezüchteten Prog der Marke Dream Theater.
Entsprechend verhält es sich mit Daniel Gildenlöw und seinen rauschebärtigen Kumpanen. Die auf "Road Salt One" vorgegebene Stilistik - analoges Klangspektrum trifft auf Prog und Soundtrack der 60/70er - kommt hier noch ein wenig besser zur Geltung.
Auf der Platte finden sich angeproggte Hardrockepen wie "Softly She Cries", "The Deeper Cut" mit Hammond-Orgel, Mellotron und Moog-Synthesizer und krachig-voluminösen Riffs denn noisig-verzerrte Hochfrequent(nerven)sägen. "Conditioned" ist solider American Rock mit Country Einschlag, zu dem man bequem mit dem Fuß wippen kann. Das folkig angehauchte "Healing Now" mit einem dynamischen Wechselbad und großen Höhepunkten setzt das mächtige "Sister" des Vorgängers fort und sorgt für ein Ausrufezeichen.
Der cineastische Einschlag steht "To The Shoreline" gut zu Gesicht und man wähnt Morricones Handschrift auf der Partitur. In das monolithische Riffing bei "Eleven" im Stile von Black Sabbath bricht unvermittelt die Hintergrundstrahlung der mystischen Pink Floyd Anfang der Siebziger.
"It was '79 and the world seemed ok and it was still ok to be modest. The sixties were gone, but the soul lingered on and the eighties were still just a promise": In dieses Manifest von Daniel Gildenlöw mischt sich bald ein gesampelter Drum-Beat. Ein Hauch von Moderne erhält Einzug in den Retro-Sound. Diese Ausgewogenheit zwischen Gestern und Heute wünscht man sich öfters, um nicht gänzlich im Ewiggestrigen zu versanden.
1 Kommentar
Part II gefällt mir besser als I. Während ich I 3 Sterne geben würde, bekommt II 4. Es ist runder und besitzt durch wiederkehrende Themes einen roten Faden.