laut.de-Kritik

Dadaistisch anmutende Lyrics zu munteren Beats.

Review von

Fast genau zwei Jahre sind seit "Panda Bear Meets the Grim Reaper" vergangen. Ausschließlich auf Vinyl veröffentlicht Animal Collective-Mitbegründer Noah Lennox mit "A Day With The Homies" nun eine EP, die in fünf Tracks seinem unverwechselbaren Stil treu bleibt. Zu rechnen ist also mit schwer zugänglichen, gelegentlich wirren und glücklicherweise nur selten verkopft anmutenden Klängen, die mit Lennox Chorknaben-Stimme eine anspruchsvolle Synthese eingehen.

Glücklicherweise wurden Teile der Lyrics im Vorlauf schon auf den einschlägigen Social Media-Kanälen veröffentlicht, sonst wäre es ohne Booklet wieder einmal schwer, die oftmals kryptischen Botschaften, die sich nicht selten hinter den drohnigen Soundscapes verstecken, zu decodieren. Doch geht es bei Panda Bear freilich nicht um herkömmliches Storytelling oder dergleichen, seine Stücke sind eher Gesamtkunstwerke.

"Flight" zu Beginn der EP ist die Nummer, die man am ehesten im Animal Collective-Kontext verorten würde. Jedenfalls wäre es nicht weiter aufgefallen, hätte sie sich etwa auf "Painting With" geschlichen. Zu munterem Uptempo-Beat flötet Lennox gewohnt dadaistisch anmutende Lyrics: "Falling asleep at the wheel. A pecker full of no good. Pissing alone. Messing with the voodoo. Tossing out a horseshoe." Schon im Intro aus Grillenzirpen und Windgeheul setzt die rasselnde Hi-Hat ein, die auf "A Day With The Homies" beinahe durchgehend läuft und so eine Art Grundfundament für Panda Bears fragile Songstrukturen bietet.

"Part Of The Math" und "Shepard Tone" arbeiten mit komplexen Beats, die unruhig unter den prozessierten Sounds vor sich hintreiben. Grell geht es zu, in den Tracks wie auf der gesamten EP. Stetig knarzt und kratzt es, ein frisiertes, leicht verdauliches Hörvergnügen sieht anders aus. Nur gut, dass Panda Bear dieses Resultat zu keiner Zeit erreichen will. Vor allem "Part Of The Math" hat eine starke philosophische Note, scheint ein Plädoyer fürs Hier und Jetzt zu sein ("Stop making it about your shit. We're all gonna be six feet in the coldest ground") und gleitet am Ende mehr oder weniger ins Esoterische: "I'm an animal. I'm a mineral. I'm a vegetable. I'm an abacus." Mit den Worten "Open your eyes" begleitet nach dieser Erkenntnis eine gesamplete Frauenstimme die spirituelle Reinwaschung.

Als eine faustdicke Überraschung stellt sich "Nod To The Folks" heraus. Nachdem man sich wegen den sirenenartigen Klängen zu Beginn auf ein abermals verworrenes Hörerlebnis einstellt, setzt ohne Vorwarnung eine Kickdrum ein und der Track agiert tatsächlich im erstaunlich groovigen, gar tanzbaren 4/4-Takt. Müßig zu erwähnen, dass sich Lennox auch hier die eine oder andere Auszeit nimmt, die Sirenen am Ende den Track etwa wieder beschließen. Das langsame Aufbauen und Reduzieren seiner Songs hat der Amerikaner ohnehin perfektioniert.

"Sunset" wiederum beschließt den "Day With The Homies" in gewohnter Manier. Ein pulsierender Breakbeat untermalt ein letztes Mal Lennox' Vocals, zu denen er sich nicht weiter äußert, sondern dem Hörer ihre Ausdeutung überlässt. Das ewige Lavieren um die Interpretation diverser Zeilen, wie es von genug anderen Künstlern bekannt ist, fällt somit aus. Hat auch was.

Trackliste

  1. 1. Flight
  2. 2. Part Of The Math
  3. 3. Shepard Tone
  4. 4. Nod To The Folks
  5. 5. Sunset

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