laut.de-Kritik

1963 sangen sie "Blowin' In The Wind" vor dem US-Kongress.

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Der erste Gedanke ist wenig schmeichelhaft: "Mann, ist die fett geworden!" Aus Mary, einst eine adrette junge Frau, ist eine zweite Mama Cass geworden. Allerdings eine nach wie vor quickfidele. Hat sich der Zuschauer vom Schock erst mal erholt, erwartet ihn eine über weite Strecken interessante Dokumentation.

Peter Yarrow, Mary Travers und Noel Paul Stookey kommen Anfang der 60er Jahre im New Yorker Künstlerviertel Greenwich Village zusammen. Die Kombination aus zwei Gitarren spielenden Männern, die eher wie Universitätsprofessoren als wie Musiker aussehen, und der blonden, langhaarigen Mary führt von Beginn an zum Erfolg. Auf den Spuren der Weavers und Pete Seegers entsteht eine lebendige Folk-Szene, deren Speerspitze zunächst Peter, Paul And Mary darstellen.

Ihre frühen Erfolge feiern sie mit Material ihrer noch wenig bekannten Kollegen: Seegers "If I Had A Hammer" oder Bob Dylans "The Times They Are A'Changin'". Auch politisch spielen sie eine wichtige Rolle: Mit ihrem sauberen, lächelnden Image adressieren sie umstrittene Themen wie Vietnamkrieg oder die Unterdrückung der schwarzen US-Bevölkerung, ohne deshalb als Agitatoren abgestempelt zu werden. Der erste Höhepunkt ihrer Karriere ist ihr Auftritt bei einer Protestveranstaltung 1963 vor dem Kongress in Washington, bei der Martin Luther King seine berühmte "If I Had A Dream"-Rede hält. Ihr Beitrag ist Dylans "Blowin' In The Wind".

Ende der 60er Jahre halten sie den Druck von Konzerten, ständigen Plattenaufnahmen und öffentlichem Interesse nicht mehr aus und lösen sich auf. Erst 1978 kommen sie wieder zusammen, als sie bei einem Anti-Atom-Konzert gemeinsam auf der Bühne stehen. "Das Publikum empfing uns, wie als ob wir nie weg gewesen wären", erinnern sie sich.

In der ersten Hälfte der 80er Jahre engagieren sie sich in Nicaragua und El Salvador, wo die US-Regierung Guerilla-Kriege gegen die kommunistischen Regierungen tatkräftig unterstützt. Das Lied "El Salvador" entsteht nach einer Reise in das vom Bürgerkrieg gezeichneten Land. In den 90er Jahren treten sie regelmäßig im Sender PBS auf, wo sie auch eine eigene Show haben. Vor begeisterten Kindern tragen sie "Puff, The Magic Dragon" vor, womit die These widerlegt sein dürfte, dass das Lied von Drogen handle.

Von ihnen selbst erzählt, ergänzen sie ihre Ausführungen mit viel Originalmaterial und Gastbeiträgen von Pete Seeger, Richie Havens, Produzent Phil Ramone und Ronnie Gilbert von den Weavers. Gelegentlich fallen sie ins Schmalzige, etwa mit dem Weihnachtslied "Light One Candle" oder dem Gospel "We Shall Overcome".

Dass der Schwerpunkt eher in den 90er Jahren liegt und auf ihrem 2004er Album "In These Times" anstatt auf den 60ern, wo sie ihre größte Rolle spielten, ist auch eher fragwürdig. Dennoch ist es schön zu erfahren, dass sie über 40 Jahre nach ihrer Gründung immer noch begeistert versuchen, mit ihren einfachen, netten Liedern die Welt durch Liebe und Gemeinschaftssinn zu verändern.

Trackliste

  1. 1. Opening
  2. 2. The Beginnings: The Village NYC
  3. 3. First Songs, First Recognition
  4. 4. Civil Rights Movement
  5. 5. Conscience And Concern
  6. 6. There Is Love
  7. 7. El Salvador: Stark Awakening
  8. 8. Our Children: Tomorrow's Hope
  9. 9. Friends And Mentors: Pickers And Singers
  10. 10. Full Circle: In These Times
  11. 11. The Legacy
  12. 12. Credits

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