laut.de-Kritik

Emotionale Berg- und Talfahrt mit wenig Innovation.

Review von

Nach ihrer letzten Studioplatte "The Truth About Love" etablierte sich Pink als Songschreiberin, etwa für Cher. Vor drei Jahren veröffentlichte die in Los Angeles lebende Pop-Sängerin unter dem Pseudonym You+Me mit Sänger Dallas Green das Album "Rose Ave". Im Winter 2016 erblickte das zweite gemeinsame Kind mit dem Motocrossfahrer Carey Hart das Licht der Welt. Mit "Beautiful Trauma" will die 38-Jährige nach einer kurzen Babypause nun wieder an ihre bisherigen Charterfolge anknüpfen.

Die Songs für diese Platte schrieb sie unter anderem zusammen mit Shellback, Steve Mac und Johnny McDaid von Snow Patrol. Darüber hinaus gewann sie Jack Antonoff von den Bleachers und Fun. als Produzenten. Mit dem Sound bewegt sich Pink auf der Höhe der Zeit. Ecken und Kanten weist dieses Album allerdings nicht auf. Ausflüge in Country- und Singer/Songwriter-Gefilde gehören allerdings auch der Vergangenheit an.

Meistens beginnen die Nummern mit verhaltenen Klavier- und Akustikgitarrenarrangements und münden letzten Endes in einem opulenten Powerrefrain. Stimmlich klingt die Enddreißigerin dabei so energetisch wie eh und je. Außerdem hat sie ihr Gespür für griffige Melodien nicht verloren. Mehr Raffinesse im Songwriting hat man sich als Hörer trotzdem erhofft.

Textlich braucht man auf der Platte ebenfalls keine bahnbrechenden Erkenntnisse zu erwarten. Dass das Leben sowohl Positives als auch Negatives bereit hält, verdeutlicht die Amerikanerin im Titelstück. In "Revenge" fantasiert sie darüber, Rache an ihrem ehemaligen Partner zu nehmen, während man Eminem die Rolle des eifersüchtigen Ex-Freundes nicht unbedingt abnimmt. Sein Part dient eher als eine gute Einschlafhilfe.

Gerade die Songs, die Pink von ihrer verletzlichen und verwundbaren Seite zeigen, hinterlassen insgesamt den überzeugendsten Eindruck. In "But We Lost It" singt sie mit zerbrechlicher Stimme über die unerfüllten und schmerzhaften Momente, die sie in ihrer Ehe durchlebt hat. "Wild Hearts Can't Be Broken" handelt trotz seines optimistischen Refrains ebenso von Kummer und Selbstzweifeln. Demgegenüber erklärt Pink im Abschlusstrack "You Get My Love" ihrem Mann auf romantische Weise, er könne sich ihrer Liebe gewiss sein.

Zwischen Wut, Zerrissenheit und Hingabe deckt die Sängerin in diesen Songs eine enorme emotionale Bandbreite ab. Dazu schwingt sich ihre Stimme zu ausladenden Piano- und Streicherarrangements über mehrere Oktaven hoch. In diesen Nummern beweist die Amerikanerin, dass sie noch immer über sich hinauswachsen kann.

Im Grunde erreicht die Platte in der letzten Hälfte ab dem fröhlichen und hervorragenden R'n'B-Stück "Better Life" ein musikalisch überdurchschnittliches Niveau. Dennoch begeistern die etwas tanzbareren Songs zuvor gar nicht. Zumindest bleibt die Single "What About Us" mit ihrem austauschbaren EDM-Fundament eine Ausnahme. Der zu monoton geratene Stampfer "Secrets" bietet melodisch kaum etwas Zwingendes.

Somit hält Pink mit "Beautiful Trauma" an ihrer bewährten Rezeptur aus eingängigen Pop-Songs und gefühlvollen Balladen zum Großteil fest. Ihre unnachahmlichen Qualitäten am Mikro betont sie vor allem in den empfindsamen Tracks. Leider geraten die modernen Dance-Ansätze auf dieser Platte zu gleichförmig und durchschaubar. Das nächste Mal sollte die Enddreißigerin sich mehr auf ihre songwriterischen Stärken konzentrieren. An den hohen Verkaufszahlen dürfte das nichts ändern.

Trackliste

  1. 1. Beautiful Trauma
  2. 2. Revenge
  3. 3. Whatever You Want
  4. 4. What About Us
  5. 5. But We Lost It
  6. 6. Barbies
  7. 7. Where We Go
  8. 8. For Now
  9. 9. Secrets
  10. 10. Better Life
  11. 11. I Am Here
  12. 12. Wild Hearts Can't Be Broken
  13. 13. You Get My Love

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