laut.de-Kritik
Erst genervt, dann irritiert, dann überrascht.
Review von David HutzelEigentlich müsste man Aaron Maine, den Mann hinter Porches, für dieses Album hassen. Auf seinem nunmehr dritten Langspieler "The House" trennt er sich ein Stück weit von lieb gewonnenen Elementen des Sounds vergangener Tage, von den New Wave- und Soft Rock-Elementen. Dafür nimmt er weitläufig ungeliebte, Autotune nämlich, in großem Umfang auf.
Na, klar: Bereits auf dem Vorgänger "Pool", der 2016 erschien, herrschten groß angelegte Synthie-Betten über alles, subtile, jazzige Gitarren wie Funk-Bässe. Letztere findet man auf "The House" zwar weiterhin hier und da. Die Synthie-Beats stellen sich nun jedoch klar in den Vordergrund, sind außerdem weniger wohlig und um Einiges künstlicher, direkter. Dazu lässt der New Yorker seiner ebenfalls aus der Vergangenheit bekannten Lust auf besagtes Autotune hier weitestgehend freien Lauf.
Also alles schlecht auf "The House"? Mitnichten! Während die ausufernde Nutzung der Stimmkorrektur als Stilmittel irgendwann in diesen 14 Songs auch einmal auf die Nerven geht, liefert Porches hier ansonsten ein ausgesprochen intelligentes Pop-Album.
Die Midtempo-Beats fühlen sich zwar kühl an, doch erweist sich das als passender Gegenpol zur Stimmung, die Maine als Sänger kreiert: Bei jeder Zeile, die er singt, macht sich ein Gefühl des Schwelgens und der Intimität breit. Zusammen mit den verschrobenen Momenten, die es auf "The House" ebenfalls gibt, erinnert das an Prefab Sprout.
Maine sieht die Songs hier als Tagebucheinträge, die ihn immer wieder daran erinnern, was er in bestimmten Momenten getan, was ihn beschäftigt hat. Er hält die Botschaften sprachlich einfach, trotzdem bleibt er kryptisch: Im technoiden "Find Me" fühlt er sich verfolgt, ohne zu beschreiben, wovon, allerdings mit dem Effekt, dass allerlei gepitchte Stimmen seiner eigenen nacheifern.
In solchen Momenten erweist sich "The House" als äußerst einfallsreich, was kleine Spielereien und Überraschungen im Klangbild angeht – ähnlich wie bei Laurel Halo. Genau wie diese lebt Porches von gezielten Brüchen. Er zieht das Midtempo-Klackern nicht über die ganze Spielzeit durch. Mit "Country" steht ein verwunschenes Klavierstück am Anfang des Albums, das genauso einen David Lynch-Film untermalen könnte. In "Ono" klingt Maine dann verschoben wie Mac DeMarco, singt zu einer leicht schrägen Akustikgitarre, bevor ihn ein minimalistischer Beat begleitet.
Vielleicht nervt "The House" beim ersten, oberflächlichen Hören tatsächlich etwas. Daraus entwickelt sich allerdings schnell ein Irritiert- und Überraschtsein und ein sanftes, tröstendes Gefühl. Maine transportiert mit dieser Platte die Popseligkeit der 80er ins Jetzt. Dass er sich dafür deutlich von seinem letzten Album wegbewegt, ist letztlich kein hassenswerter, sondern ein äußerst kluger Schritt.
Noch keine Kommentare