laut.de-Kritik
Instagram-Soundtrack zu gefilterten Sommer-Bildern.
Review von Julian FischerDa gab es doch "The Satanic Satanist", oder die Dangermouse-Platte, mit solidem Pop drauf. Warum sollten die Nordlichter aus Trump-Land nicht daran anknüpfen? "Woodstock" als Titel für die neue Veröffentlichung könnte ja durchaus vermuten lassen, dass sich vermehrt Folk-Klänge oder gar Gitarrensounds auf dem Album finden. Denkste.
Wobei Portugal. The Man mit "Feel It Stil" vorab eine absolut akzeptable Single ausgekoppelt hatten. Guter Groove, easy Melodie und etwas Sarkasmus im Text. Von dieser Sorte Songs haben es aber nur wenige auf "Woodstock" geschafft. Leider.
Schon der erste Track mit dem nicht ganz kreativen Namen "Number One" verrät die Richtung wenn Pop, gemischt mit Electro-Sounds, hier und da ein Trompetchen für den Retro-Touch und, man höre und staune, sogar kleine Dubstep-Elemente erklingen. Da helfen auch Richie Havens, immerhin Woodstock-Veteran, und Son Little nicht mehr viel. Ob Havens wohl post mortem sein OK für das Feature gegeben hat? Es darf zumindest gezweifelt werden.
Das Intro von "Easy Tiger" macht dann unmissverständlich klar: Portugal. The Man liebäugeln mit den Charts und den großen Clubs und wollen mit dem Indie nichts mehr zu tun haben. Gepitchte Vocals im Intro und eine Bridge, bei der viel zu viel passiert. Zudem gruben die fünf ganz tief in der Effekt-Kiste und packten mal alles rein, was sie so finden konnten. Dazwischen schlängelt sich ein durchaus solider Vers, der immer mal wieder die eigentliche musikalische Qualität beweist. Um so weniger nachvollziehbar erscheinen deshalb die wirren Ausflüge in überproduzierten Pop.
Genau so plakativ und phrasenbelastet der Titel "Live In The Moment" es andeutet, kommt auch dieser Song daher. "Lalala / Live In The Moment / Shalalala". Zusammen mit "Tidal Wave" liefern Portugal. The Man den perfekten Instagram-Soundtrack für alle noch kommenden, schwer durch die Filter gezogenen Sommerbilder ab. Und "Noise Pollution" ist dann gar eine self-fulfilling prophecy.
Aber es gibt auch durchaus Lichtblicke. "Rich Friends" groovt ordentlich. Der sehr minimalistisch gehaltenen Vers mündet in einen aalglatten Poprefrain mit aber immerhin sehr eigenem Sound. Straight und ohne viel Firlefanz kommt "Keep On" daher. "Mr. Lonely" klingt zwar immer noch etwas zu überproduziert, aber im Vergleich zum Rest fast schon clean. Fatlip liefert einen erfrischenden Gast-Rap-Part ab.
"So Young" erinnert in Melodie und Sound an die guten Satanic Satanist-Tage. Prädikat: Roadtrip-Soundtrack. Und das gute alte Cabrio kommt wieder ins Spiel. Es schleichen sich Trip Hop-Parts ein, und Drums, Gitarre und Vocals kommen glücklicherweise mit deutlich weniger Effekten aus. An den richtigen Stellen erklingen ein paar Bläser. Es könnte doch so einfach sein.
"Woodstock" geht nicht ganz einfach runter, eine wirklich klare Linie erkennt man leider auch nicht. Vereinzelt finden sich ein paar gute Lieder, größtenteils spielt sich das Album aber im Mainstream-Pop ab. An vielen Stellen wurde etwas zu viel gebastelt und geschraubt, was viele Stücke überladen klingen lässt. Trotzdem dürften es ein paar Songs auf die Sommerplaylist schaffen.
12 Kommentare mit 4 Antworten
Der Schritt von Evil Friends zu Woodstock ist logisch und es wird angeknüpft. Nicht nachvollziehbare Bewertung. Und da die Band vor allem live noch immer die gleichen Qualitäten besitzt, kann ich mit einem veränderten Sound auf Platte leben. Die Songs sind noch immer catchy und trotzdem komplex.
ja das bringts auf den punkt!
Was eine portugisische Volksmusik mit dem Woodstock(für die Jungens es war ein großes Rockmusic-Festival) zu tun hat? Weiss es wer?
Ach Willie mein Lieber Wenn du die dir Frage mal andersum.. aber dafür bist DU ja zu sehr mit dier selbst im Geschäft, dass war schließlich auch das was die KÜnstler hier im sinn hatten. Woodstock war ehben nicht nur Ehrensache
Dogmer auch infiziert vom Meurismus?
13 Minuten sind aber auch eine unglückliche Zahl die hast du dir aber schön rausgesucht mein Fräulein.
leider viel zu poppig, nur die singles taugen wirklich was. mit viel sympathiebonus 3/5.
Die Alben seit Satanic Satanist hatten alle eine erstaunlich hohe Dichte an sehr eingängigen Songs die (mir zumindest) Spaß machten. Gerade American Ghetto finde ich sehr unterbewertet. Hier haben maximal 4 Songs einen "Das hör ich mir doch nochmal an"-Charakter.
Keine Ahnung, was für ein Album ihr da vor euch hattet - ich find's ziemlich geil. 4/5.
Haben sich offensichtlich am Coldplay Virus infiziert, ganz schlimme Dudelfunk Platte. Schade. Und gute Besserung.