laut.de-Kritik

Beständigkeit hier, Überraschung da.

Review von

R.E.M. sind eine Band, die von ihren Fans für ihre Beständigkeit geliebt wird, obwohl sie einmal als Indie-Pioniere starteten. Beständigkeit als Abnutzungserscheinung auf dem Weg durch die Musikbiz-Institutionen? Mag sein, aber wer es schafft, dabei so hochwertig beständig zu bleiben wie die drei aus Athens, Georgia, der hat erhöhte Aufmerksamkeit auch beim x-ten Studioalbum verdient.

Die Befürchtungen, die die eher mediokren letzten beiden Scheiben "Up" und "Reveal" erwachen ließen, entlässt "Around The Sun" als unbegründet. Gleich der Opener und erste Single "Leaving New York" fängt Hörer und Zweifler ein und flüstert ins Ohr: R.E.M. haben es immer noch drauf. Die Hommage an den großen Apfel überraschte selbst Mike Mills und steht als stärkste Auskopplung seit langem. Doch auch in der Folge überzeugen Stipe, Mills und Buck.

So flimmert "Electron Blue" mit ungewohnt elektrischen Beats und Drum-Pattern aus den Boxen. Gewohntes, wenn auch sehr Lässiges serviert "The Outsiders", allerdings überrascht Ex-A Tribe Called Quester Q-Tip, der ein paar leidlich flowende Lines dropt. Spätestens mit "Make It All Okay" erreicht "Around The Sun" R.E.M.-Hausmannskost. Ein Klavier stellt die Melodie-Leinwand, auf der Stipe mit seiner unverkennbaren Stimme Gemälde malt. So funktionieren R.E.M. bekanntlich am besten, Stipes goldene Kehle reißt es immer wieder raus, so auch beim fragilen "I Want It To Be Wrong" oder "The Boy In The Well".

Zu den eindrucksvollsten Stücken gehört "Final Straw", eine gelungene Mischung aus Singer/Songwriter-Protestsong und Elektrospielerei. Es scheint als hätten die verbliebenen Drei endlich den Weggang von Drummer Bill Berry verkraftet, und aus der Not, keinen Neuen an Bord nehmen zu wollen, die Tugend der Experimentierfreudigkeit gemacht. Auch in der Art und Weise, wie ihre Songs klingen: "Wanderlust" mit seiner Travis-Artigkeit, oder der verschrobene "High Speed Train", der ein wenig Morrisonsche Verstrahltheit transzendiert.

Mit "The Ascent Of Man" ziehen R.E.M. noch mal alle Register ihres Könnens, der abschließende Titeltrack tischt noch mal konservative Kost auf. Das ist wohl das Problem von "Around The Sun": die Institution R.E.M. überzeugt eingefleischte Fans mit dem Album spielerisch, überrascht vielleicht auch den einen oder anderen, so wie es "New Adventures In Hi-Fi" vermochte. Aber es eignet sich wohl kaum, um eine neue R.E.M.-Begeisterung wie mit "Automatic For The People" zu generieren.

Trackliste

  1. 1. Leaving New York
  2. 2. Electron Blue
  3. 3. The Outsiders
  4. 4. Make It All Okay
  5. 5. Final Straw
  6. 6. I Wanted To Be Wrong
  7. 7. Wanderlust
  8. 8. Boy In The Well
  9. 9. Aftermath
  10. 10. High Speed Train
  11. 11. The Worst Joke Ever
  12. 12. The Ascent Of Man
  13. 13. Around The Sun

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LAUT.DE-PORTRÄT R.E.M.

Als R.E.M. am 5. April 1980 ihr erstes Konzert in der Kirche ihrer Heimatstadt, Athens/Georgia, geben, hört die Band noch auf den Namen Twisted Kites.

72 Kommentare mit 2 Antworten

  • Vor 20 Jahren

    Na ja, habs noch nicht so oft gehört (Geht ja auch kaum:D ) aber bis jetz hauts mich nicht so um (Und das sag ich als beinharter R.E.M - Fan) Mir gefiel schon Leaving New York nich so, für R.E.M - Verhältnisse eine erstaunlich schwache Single. Na ja, und das Album plätschert irgenwie so vor sich hin, ohne nennenswerte Überraschungen. The Final Straw ist wirklich gut, aber das konnte man sich schon über einem halben Jahr aus dem Internet downloaden. Ansonsten ist mir nur noch The Outsiders positiv aufgefallen. Der Rest klang für R.E.M - Verhältnisse merkwürdig gelangweilt. Na ja, ich muß es mir noch ein paar mal anhören, glaube aber leider, leider das meine Lieblingsband ihr erstes wirklich schlechtes Album veröffentlicht hat.:(

  • Vor 20 Jahren

    das album ist großartig, es hat Soul!!!!!!!!

    besser könnte ich es auch nicht in worte fassen:
    zitat:
    Ob es ein großes R.E.M.-Album ist, kann nur die Zeit sagen. Es ist aber zumindest wieder ein unvergessliches. Eines, das es so noch nicht von der Band gab. Eines, das in die Zeit passt. Und eines, das zu keiner besseren Jahreszeit rauskommen konnte, als im Herbst. Also ich bin glücklich. Solange es diese Band gibt, ist es hinfällig, ob jemand mainstream oder alternativ ist. Solange man Herz hat, findet man sie gut. R.E.M. machen ohnehin was sie wollen, ob wir es lieben oder nicht. Womit auch Kritiken eigentlich hinfällig werden.“

    für alle, die noch skeptisch sind, sollten sich folgende plattenkritik durchlesen, sowie das gesamte special über die band r.e.m.!! danach werdet ihr anders denken und around the sun lieben!!

    R.E.M. Special auf NOICE.cc:
    http://www.noize.cc/news/main.php?p_id=5393

    Plattenkritik "Around the sun":
    http://www.noize.cc/reviews/main.php?p_id=…

    Kommentar zur Lage von R.E.M.:
    http://www.noize.cc/stories/main.php?p_id=…

  • Vor 16 Jahren

    Trotz ein paar guter Nummern (allen voran das grandiose Final Straw) ist Around the Sun die schlechteste aller R.E.M. Platten!

  • Vor 7 Jahren

    Ich weiß, ich stehe mit der Meinung ziemlich alleine da, aber in den letzten Jahren gefällt mir "Around The Sun" zunehmend besser und es klettert in meinem R.E.M.-Ranking langsam aber beständig an anderen Alben vorbei. Liegt wohl an meiner zunehmenden Altersackigkeit.

    • Vor 3 Jahren

      Geht mir ähnlich. Du bist nicht alleine (falls du das hier nach 4 Jahren noch liest).
      In einem R.E.M.-Ranking würde „Around the sun“ inzwischen meine persönlichen Top5 knacken…

  • Vor 7 Jahren

    Ich find das Album altert doch recht gut. Hab heut mal wieder reingehört. Leaving New York bleibt mein Favorit. Sehr melancholische Scheibe überhaupt. Es ist schön diese Platte nochmals zu entdecken.