laut.de-Kritik
Wer zur Hölle will schon Bryan Adams-Fan sein?
Review von Robert PenzNach den Jubiläums-Ausgaben ihrer ersten drei Alben "Murmur", "Reckoning" und "Fables Of The Reconstruction" im vergangenen Jahr gibt’s jetzt auch für das R.E.M.-Album "Lifes Rich Pageant" ein 25er-Service und im Zuge dessen einen Satz digitales Botox für die Ohren - Stichwort: Remastering.
Ähnlich wie bei der "Fables"-Aufarbeitung liefern die Mannen um Sänger Michael Stipe zwei CDs, vier Porträt-Postkarten der Bandmitglieder, ein Poster sowie ausführliche Liner Notes von Autor und Musikjournalisten Parke Puterbaugh. Irgendwie lieb, das!
Da die Braut zur silbernen Hochzeit auch geschmückt werden muss, gilt es, die immer leidenschaftsloser gewordenen Verehrer erneut aufzugeilen, um den Griff in den Klingelbeutel zu erleichtern. So erfreut der zweite Silberling der Deluxe-Edition" unter dem Titel "The Athens Demo" vor allem jene Fans, die bei Lücken in der Sammlung rasch nervös werden. Hier gibt es 19 zum Teil unveröffentlichte Demos – darunter u.a. frühe Versionen von "Bad Day", "Rotary Ten", "Two Steps Onward" oder "All The Right Friends". Mit "Wait" findet man zudem einen bisher komplett unveröffentlichten Song.
R.E.M.-Gitarrero Peter Buck bezeichnete "Lifes Rich Pageant" einmal als Bryan Adams-Platte, was die eigene Fangemeinde doch etwas irritierte. Buck relativierte das Jahre später. Wer zur Hölle will schon Bryan Adams-Fan sein? Mit dem 86er-Album fuhren sie erstmals eine Goldene Schallplatte ein und verabschiedeten sich aus dem musikalischen Underground.
Wer mit dem Œuvre von Michael Stipe, Peter Buck und Mike Mills nicht so vertraut, aber daran durchaus interessiert ist, sollte sich beschenken. Man begegnet R.E.M. hier auf ihrem ersten kleinen Gipfel. Bereits der Opener "Begin The Begin" zeigte seinerzeit, dass die Hörer es in der nächsten knappen Dreiviertelstunde mit Eingängigem zu tun bekommen. Hier, aber auch im zweiten Track "These Days" wird eifrig an der Gitarre gearbeitet, während die Rhythmusfraktion schnaubend ihren Dienst verrichtet. Auch der damals noch mit Federschmuck am Haupt ausgestattete Stipe demonstrierte erstmals sein ganzes Können.
Es verwundert es also nicht, dass "Lifes Rich Pageant" mit den beiden oben genannten Nummern sowie "Fall On Me" und "Cuyahoga" vier Klassiker beherbergt, die bis heute noch zum Live-Katalog und den absoluten Fan-Favoriten gehören.
2 Kommentare
3 Sterne - für die Musik oder die "Deluxe"-Ausstattung? Die Musik bekäme von mir 5..
Seltsame Bewertung indertat. Verstehe ich auch nicht ganz. Ich hätte hier auch mindestens ne 4 gezückt.