laut.de-Kritik
Dubbige Wohlfühlmusik für Körper und Seele.
Review von Christof Klaus"Life, Love and Unity" – ein pathosgeschwängerter Name wie aus dem Reggae-Bilderbuch. Und damit liegt man gar nicht so ganz verkehrt. Dieses Konzeptalbum des gebürtigen Leverkusener Razoof verortet sich unüberhörbar irgendwo im großen weiten Dub-Kosmos. Getragen von einem Vibe, der die Geschichte der üblichen Helden um Lee "Scratch" Perry und Co. in vollen Zügen einatmet, sich aber am Ende des Tages doch mehr am Flair europäischer Lounges orientiert als an einer zünftigen Dubsession in einem jamaikanischen Studio. Muss er ja auch gar nicht.
Aber mit den Spielregeln für sein neuestes Werk begibt sich der Ex-Drummer von Gentleman und Patrice fast auf klassischen Dubkurs. Mixkünstler aus aller Welt, vom Kölner Eleven 55 über den Wiener Stefan Obermaier (Vienna Scientists) bis zu New Yorks Cosmic Rocker nehmen sich der Razoof-Songs an und drücken ihnen ihren Stempel auf.
Musikalisch ist das durchaus abwechslungsreich: mal eher mit Rootshaftung, mal richtig elektronisch wie die Interpretation von "I Just Wanna Thank God" des amerikanischen Dubhouse-Experten Rob Paine.
Den erstklassigen Neodub des Budapester Pluto Projects ("Ghostwriter") veredelt ein Don Abi in Höchstform mit deepen Vocals. Da drückt der Bass, da schneiden die Offbeats den Raum, so wie ein massiver Sonnenstrahl den spätsommerlichen Frühnebel bricht. Super!
Profiarbeit auch von Rockers HiFi-Gründer Bigga Bush, der sich nach allen Regeln der Mixkunst auf "Le Soleil" austobt und den Groove dermaßen killt, dass selbst eingefleischte Dub-Puristen ihre helle Freude daran haben dürften. Großartig, aber auch vollkommen anders der Cosmic Rocker Mix aus Brooklyn: Verspielter tanzbarer Downbeat, eine gute Spur elektronischer und kompromissloser als etwa bei ihren berühmten Landsmännern Thievery Corporation.
Stefan Obermaier und Secta Chameleon schlagen mit ihren Beiträgen "Spirituality" und "Universal Love" die Brücke zum House. Die Beats werden gerader, die Tanzbeine lockerer. Das Echo läuft in geordneteren Bahnen, mit ein paar Trompeten und Patois-Schnipsel hier und da wird das Thema des Ganzen aber stets im Auge behalten.
Wie "Ghostwriter" (alias "Ghostbusta" im Rootsgewand) kommt auch "Spirituality" ein zweites Mal unters Mix-Messer. Diesmal sezieren Solar Moon das Original-Werkstück zu einem netten 90er-Jahre-Downbeat-Chiller. Die Spacenight lässt auch auf Razoofs schönem Eigenbeitrag "Everytime" grüßen. Außerdem gibt's von dem 39-Jährigen auch noch den Titeltrack (in Kollaboration mit den Kölner Elektronikern Salz), den latinesken Trip Hop-Song "Grooving The Eternal Now" und den perkussiven Abspann "Be Water my Friend".
Ja, das fühlt sich alles ziemlich gut an. Ein warmer klarer Sound zum die Seele baumeln lassen, und viele schöne Songs für den Soundtrack eines Sommers, der nie zu Ende geht.
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