laut.de-Kritik

Pantera meets Country: Die wahren Cowboys from Hell!

Review von

Das nenne ich Timing. Vor ein paar Tagen unterhielt ich mich noch mit dem Ski-King über David Allan Coe und dessen Koop mit den ehemaligen Pantera-Musikern Dime, Vinnie Paul und Rex Brown - und kurz darauf flattert die Scheibe schon auf den Tisch. Auch wenn ich bislang nicht weiß, was David Allan Coes to treibt, das Material mit Dime und Co. kann sich wirklich hören lassen.

Allerdings muss man angesichts des Covers zunächst schwer schlucken. Da Ski aber schon ein paar Worte über Coes politischen Hintergrund verloren und Pantera ihren Ruf als Rednecks weg hatten, muss man sich nicht groß über Südstaatenflagge und Adler wundern. Da textlich auch keine Glorifizierung der US of A vorliegt, zählt eh nur die Musik. Und die ist nun mal geil.

Dies scheint auch die Dame zu sein, die sich durch die ersten Sekunden von "Nothin' To Lose" stöht. Dann gehts ordentlich zur Sache und die Nummer zischt in bester Motörhead-Manier ab. Wer sich mit David Allan Coe bisher nicht auskennt, muss sich in etwa eine Mischung aus Danzig, Lemmy und Johnny Cash vorstellen. Wie bei Pantera auch verzichtet Dime bei seinen Soli auf die Rhythmusgitarre, was bei dem Country-Metal aber weit weniger stört als bei den alten Thrash-Sachen. Der Titeltrack steigt stilgerecht mit Geige ein und könnte stellenweise durchaus im nächsten Squaredance-Verein laufen - würde da nicht hin und wieder ein ziemlich fettes Riff dazwischen braten.

Das erste, sowas von arschcoole Highlight wird mit einem Klavierintro eingeleitet und groovt dann wie Sau: Die These "Cowboys Do More Dope" muss zwar erst noch bewiesen werden, ist aber so unwahrscheinlich nicht. Gerade, weil die Nummer eher gemächlich daher kommt, geht das R'n'R-Feeling direkt in die Beine. Nach dem kurzen spanischen Gitarrenintermezzo "Panfilo" geht es mit "Heart Worn Highway" recht folkig weiter. Klingt ein wenig nach The Hooters mit mehr Eiern, oder wie der Soundtrack zur Neuauflage von "Ein Colt Für Alle Fälle".

"One Nite Stands" atmet wieder einen gewissen Motörhead-Spirit, ohne dabei nur ein müder Abklatsch zu sein. Die Nummer rockt einfach dermaßen unverschämt nach vorne weg, dass ich echt kurz davor bin, mir ein Pferd unter den Arsch zu klemmen. Dass es bei "Arizona River" leichte Parallelen zu "Cemetary Gates" gibt, wird wohl nicht nur mir aufgefallen sein - Steel Guitar hin oder her. Okay, auch "Get Outta My Life" hat einen gewissen Western-Touch, aber die Riffs hätten tatsächlich auch auf eine Pantera-Scheibe gepasst, zumal die Gastvocals doch verdammt derb rüberkommen.

"Cherokee Cry" gibt mir persönlich im Anschluss nicht allzu viel, aber mit dem superlässigen "Time" steht schon das nächste Highlight auf dem Plan. In der Mitte von "Cowboys Do More Dope" und "Get Outta My Life" ist die Nummer einfach supercool. Zwischen Southern Rock und heftigen Metal-Licks spricht ein Titel wie "No Compromise" eigentlich für sich selbst und setzt mit dem ruhigen, beschaulichen "N.Y.C. Streets" den Schlusspunkt unter ein wirklich abgefahrenes Album. Wer mit so einem Erbe abtritt, kann sich beruhigt ins Grabe legen, Alter. RIP!

Trackliste

  1. 1. Nothin' To Lose
  2. 2. Rebel Meets Rebel
  3. 3. Cowboys Do More Dope
  4. 4. Panfilo
  5. 5. Heart Worn Highway
  6. 6. One Nite Stands
  7. 7. Arizona Rivers
  8. 8. Get Outta My Life
  9. 9. Cherokee Cry
  10. 10. Time
  11. 11. No Compromise
  12. 12. N.Y.C. Streets

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