laut.de-Kritik
Hymnen-Chillout für den Rocker
Review von Oliver LambrechtDie "Generation Rock" legt ihr Manifest vor. Naja fast. Beinahe! Irgendwie. Auf alle Fälle haben Revolverheld nichts mit Casting zu tun. Dass muss heutzutage ja mal gesagt werden. Ruhig mehrfach! ("Generation Rock", "Rock'n'Roll", "Arme Hoch") Es ist zudem dermaßen oft davon die Rede, dass Revolverheld sich für Rockstars halten, dass der kurze Moment des skeptischen Brauenhebens in ein längeres ironisches Grinsen wechselt. Das können die fünf sympathischen jungen Herren, deren Posen im Booklet zwischen verkniffen und arrogant changieren, doch nicht wirklich ernst meinen, oder?! Der Weg, den AC/DC vorweg gegangen sind, ist steinig, aber - kurzer Check auf der bandeigenen Website - dessen sind sich die Herren offensichtlich bewusst.
"Revolverheld" das folgerichtig selbstbetitelte Debüt strengt nicht an. Obwohl aus Hamburg kommend klingt alles recht unbeschwert und leicht. Gerade die Hymnen verzaubern ein wenig. Ohne weiteres darf der Hörer den Verstand ausschalten und feiern. Die Combo bietet Chill-Out Musik für echte Rocker. Rivers Cuomo hätte sicher seine Freude an den Jungs aus der Hansestadt.
Das Album selbst beginnt mit einem Kracher, "Generation Rock". Die Markenzeichen von Revolverheld sind von der ersten Sekunde an präsent: markante und satte Gitarren, eine kompakte Rhythmus-Sektion und Johannes Strates prägnante und ausdrucksstarke Stimme. Hymne eins. Da haben die Jungs gut aufgepasst beim Groß werden mit der Musik drumherum. Die kritischen Herren von der Musikpolizei überzeugt der Song aber sicher nicht. Der klingt dann doch zu sehr nach - Verzeihung - Snowboarder-Mucke.
Die nächste Hymne folgt mit "Roboter" sogleich. Ein klasse Refrain, mit der Intention, die Leute wachzurütteln, bringt die einen zum hüpfen oder je nachdem wann das Lied erklingt auch zum ausrasten die anderen nehmen bedächtig nickend den Versuch hin die Foo Fighters zu imitieren. Hier kommen sogar ein paar Streicher zum Einsatz. Ohne der Band zu nahe treten zu wollen, die jüngeren Musikfreunde werden richtig gefallen an dieser Scheibe finden, sofern eine Affinität zum Rock besteht. Ausgewachsene haben aber in ihrer Adoleszenz gerade in der jüngeren Vergangenheit - Nut Metall ist noch nicht so lange tot - so etwas schon häufiger gehört.
"Freunde Bleiben" spricht denen aus dem Herzen, die diesen Satz schon häufiger ertragen mussten. Es ist wirklich nichts verwerfliches dran, dass Schema "leise - laut - leise - laut - brücke - laut" funktioniert eben. Die Hymne (schon wieder!) für den Schlussstrich. Such a Surge hatten mal "Nie mehr Lovesongs" im Programm, ähnliches Thema, aber bessere Umsetzung.
Und so geht der Reigen munter weiter. Etwas uninspiriert spielen die Jungs ihren eingängigen Stiefel runter. Das Prädikat "eingängig" soll hier jedoch nicht missverstanden werden. In einem anderen Genre sprechen die Menschen von "Flow" und ist dieser gut, ist alles gut. Nur wenn die Band ein frühes Ende nehme, das wäre dann nicht gut. Denn zwischendurch kommt einiges an Potential zum Vorschein. "Beste Zeit Deines Lebens" funktioniert schematisch wie die restlichen Lieder, trotzdem bleibt ein Gefühl, dass Revolverheld hier in Hochform spielen.
"Mit Dir Chilln", das Lied zum Ende des Albums, kommt im rein akustischen Gewand, auch sehr schön. Die Herren können also auch anders. Meinetwegen dürfen sie auch.
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