laut.de-Kritik

Selten wurde gute Laune so überzeugend gebündelt.

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Heute schon gemosert? Wieder zwei Kilo mehr auf der Waage? Zu wenig Rosinen im Brötchen? Hat der Nachbar sich wieder ein neues, teures Auto gekauft? Oder die Kotze über Nacht in den Flur gekatzt? Viele Leute, gerade in unseren Breitengraden, leben ein wundervolles Leben, und Rick Astley ist gekommen, um uns daran mit Vehemenz zu erinnern. "It's a beautiful life / If you give it a chance."

Selten wurde gute Laune so überzeugend in 3:44 Minuten gebündelt wie im Titelsong seines achten Albums "Beautiful Life". Spätestens im Refrain des mit Chic-Gitarren ausgerüsteten Pop-Funks dürfte selbst dem größten Miesepeter ein kurzes Lächeln übers Gesicht zucken. "Beautiful Life" ist quasi Daft Punks "Get Lucky 2.0" mit der Garantie zum Dauergrinsen und mindestens genauso tanzbar.

Rick hat aber auch allen Grund für gute Laune. Zehn Jahre hatte er sich komplett aus dem Musikbusiness zurückgezogen. Nennenswerte Chartplatzierungen hatte er zuletzt vor einem Vierteljahrhundert mit "Free" erreicht. Zwischenzeitig existierte er nur noch als Meme. Doch mit seinem Comeback-Album "50" gelang ihm vor zwei Jahren nicht nur sein bisher bestes Werk, sondern auch der Sprung an die Spitze der englischen Charts. Da können die Endorphine schon mal Purzelbäume schlagen.

Die Herangehensweise an "Beautiful Life" gleicht seinem Vorgänger wie "Whenever You Need Somebody" "Never Gonna Give you Up". Wieder schrieb Astley die Songs alleine, spielte sämtliche Instrumente, nahm in seinem eigenen Studio auf und produzierte den Longplayer selbst. Fast schon ein Wunder, dass das Coverfoto kein Selfie zeigt, sondern von Rankin stammt.

Die deutlichste Veränderung bringen elektronische Elemente, was in "Shivers" am deutlichsten wird. Zudem schwingt der Sänger nun wie in "Chance To Dance" deutlich häufiger die Hüfte. Wenn der verzerrte Bass einsetzt, kann man den Spaß, den der Brite im Studio hatte, spüren. Die meist reichlich übersichtlichen Texte des Anti-Dylan handeln dabei zum größten Teil vom Tanzen und der Liebe.

Zu den besten Stücken gehören jene, in denen er doch mehr zu sagen hat. "I Need The Light" wirkt wie das Pendant zum wohlgelaunten Titeltrack. Bereits das Klavierintro dimmt die Stimmung, und Astley wird in Zeiten von Trump, Brexit und Game Of Thrones ungewohnt deutlich. "I believe that there is light / Though the world is dark tonight / Storms are raging / Like a dog they bite / And it feels like winter." Der Winter ist da, doch selbst in der Dunkelheit bleibt er ein Optimist, der seine Hoffnung in die junge Generation setzt. "But I believe the wind will turn / The youth will show us what they've learned / The old generation will crumble and burn / 'Cos this is winter." Möglicherweise sein bisher bester Song.

"The Good Old Days" versinkt in Nostalgie. Vom zu Beginn und am Ende erklingenden Gong, dem theatralischen Einstieg, der Gitarre und manchem Break gibt es deutliche Querverweise zum Rock und Prog-Rock der Siebziger. Dabei erinnert sich Astley an seine musikalische Früherziehung durch seine Geschwister und wirft mit Anspielungen um sich. "Down the yellow brick road / I drive a yellow taxi /To a yellow submarine / Just for fun / A super tramp will sing for me / A full beggar’s banquet / Or a night at the opera / For all it’s worth." All dies aber immer noch im Rahmen des Pop-Souls. "I believe what I was told / Listened to the stereo / Under the covers of my bed."

Mit "Beautiful Life" hält Rick Astley den Standard, den er sich selbst mit "50" setzte. Ein unaufgeregtes Album, dem man die entspannte Atmosphäre in dem es entstand jederzeit anhört.

Trackliste

  1. 1. Beautiful Life
  2. 2. Chance To Dance
  3. 3. She Makes Me
  4. 4. Shivers
  5. 5. Last Night On Earth
  6. 6. Every Corner
  7. 7. I Need The Light
  8. 8. Better Together
  9. 9. Empty Heart
  10. 10. Rise Up
  11. 11. Try
  12. 12. The Good Old Days

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