laut.de-Kritik
Das unheimliche Tagebuch eines Stalkers.
Review von David MaurerÜber Robin Thicke lacht die ganze Welt. Aber warum eigentlich? Ist es denn so peinlich oder gar schlimm, ein Album voller Liebeslieder über eine Person zu schreiben, die er wirklich liebt? Mitnichten. Doch wie so häufig macht auch bei "Paula" der Ton die Musik.
Denn Thickes siebtes Studioalbum bringt ein besonderes Dilemma mit sich: stellenweise großartige Produktionen. Perfekte Background-Vocals. Betörende Soul-Klänge. Aber eben auch Texte, die bereits nach exakt 55 Sekunden wahnsinnig auf die Eier gehen.
Eben jene 55 Sekunden dauert es nämlich, bis der verlassene Ehemann zum ersten Mal anfängt zu flehen: "Please please please please / Touch me, you're my fantasy / My body's yours / My heart is yours." Gepaart mit der Flamenco-Gitarre und der damit verbundenen Vorstellung von einem Robin Thicke, der am Strand im offen wehenden Leinenhemd über die Saiten schrammelt, löst "You're My Fantasy" den Wunsch aus, die Skip-Taste mit einem Backstein zu beschweren.
Einmaliges Drücken reicht aber glücklicherweise schon aus, um dieses Scheusal von Opener hinter sich zu lassen und auf angenehme Weise daran erinnert zu werden, wozu Robin Thicke eigentlich in der Lage ist. In Personalunion fungiert er wieder einmal als Produzent, Songschreiber, Sänger und sitzt nebenbei auch noch am Klavier. Dabei liefert er in jeder der Disziplinen eine sehr gute Performance ab.
Ob nun der minimalistische R'n'B von "Get Her Back", das funk-rockige "Black Tar Cloud", das sympathisch angeswingte "Time Of Your Life" oder die Piano-Ballade "Still Madly Crazy" - die Songs halten allesamt bei Laune, Thicke beweist ein ausgezeichnetes Gespür für Eingängigkeit und Abwechslung.
Das liegt natürlich auch an Robins Gesang, der nach wie vor über jeden Zweifel erhaben ist. Stimmlich präsentiert er sich meist deutlich tiefer als noch auf früheren Werken, variiert aber immer wieder gekonnt zwischen den Tonlagen und passt sich dem runden Mix aus R'n'B, Pop, Soul, Funk und Gospel stets perfekt an. Besondere Anerkennung gebührt im Übrigen den Background-Sängerinnen Alex Isley, Kimberly Johnson-Breaux und Angie Fisher, die nicht nur "Lock The Door" zu einem der großen Highlights machen.
Wären da nur nicht diese Texte. Einem versierten Songschreiber wie Thicke darf man durchaus zutrauen, seine Liebe, Reue und Verzweiflung etwas subtiler auszudrücken, als er es hier rund 55 Minuten lang tut. Auf kompletter Albumlänge heult, haucht und fleht er Zeilen, mit denen er seine Paula wohl weniger dazu bewegen kann, zu ihm zurückzukommen, als die Polizei zu rufen, um ihr diesen schmierigen Kerl vom Leib zu halten.
Überall riecht er ihren Duft und sieht sie vor seinen Augen. Er kann nicht ohne sie schlafen, will sie ständig im Arm halten, ihr gleichzeitig aber mehr Freiraum lassen. Und dann glotzt er nachts plötzlich in ihr Fenster und klopft an ihre Tür. Unendlich lang: "One, two, look at you / Three, four, she locked the door / I keep knocking and knocking and knocking and knocking."
Es ließe sich wahrscheinlich ein ausführliches psychologisches Gutachten anhand der Texte von "Paula" ausstellen. Als Beispiel reicht aber schon folgende Passage: "Don't leave me out here in the cold / Ooh turn the porch light on / At least open the doggy-door / Throw a friend a juicy bone." Verdammt, Robin, das ist echt unheimlich!
So vermitteln die erdrückend offensichtlichen Lyrics - die eigentlich von Paula, in letzter Konsequenz aber nur von Thicke selbst handeln - über weite Strecken leider weniger den Eindruck einer charmanten und gewitzten Rückeroberung als den eines egoistischen und besessenen Creeps. Diese Annahme bestärkt auch das Cover. Dieses zeigt statt des Paares oder des gemeinsamen Hauses lediglich Robin selbst, der nicht mehr oder weniger bedröppelt aus der Wäsche guckt als auf seinem sabbernden Titten-Pop-Werk "Blurred Lines".
Wer es jedoch schafft, die Texte vollkommen auszublenden - oder besser: gar kein Englisch kann - dürfte "Paula" für ein wirklich gelungenes Album halten. Die Zutaten hierfür bringt es durchaus mit. Für alle anderen ist es das unheimliche Tagebuch eines Stalkers.
4 Kommentare mit 18 Antworten
Der Maurer mal wieder... Daumen hoch. Musikalisch ist das Album echt top und kein Vergleich zu Blurred Lines, aber diese ganze Story drum herum und diese Texte, das ist einfach zu peinlich und unsympathisch, der hat sichs damit ganz schön versaut.
thicke hat es einfach drauf, lebensbejahenden sexual-pop zu machen. besseres wird es dieses jahr nicht für den aufkeimenden sommer geben. das müssen selbst die zotteligen kuttenknechte oder rap-knastis zugeben und mal ihren brutalo-metal, bzw. aggro-rap beiseite legen und sich dem wahren leben öffnen.
@c,
Du bist wie Bart Simpson als "Ich hab nichts gemacht"-Junge. Anfangs ein Brüller, aber irgendwann hat man dann auch einfach genug von den immer gleichen Witzen.
Sehr guter Vergleich
egal. solange es neulinge hier gibt, die darauf eingehen, war es der beitrag wert.
wusel...dwusel?
Ich war kurz davor, darauf einzugehen. Mein Glück dass ich weitergelesen habe.
Ja es geht aber nur keiner darauf ein. Unlustig bleibt es natürlich so oder so.
jo, aber meine meisterstück hab ich hier schon abgeliefert. ist wie mit bands, die nicht mehr an die epochalen alben aus ihrer vergangenheit anknüpfen können. damit kann ich leben.
muss man ihm / ihr schon lassen. hat letztens ordentlich abgeräumt, was kerben im troll-holz angeht.
Ja, der Cro Kommentar ist und bleibt Trumpf. Da kann man nicht dran rütteln.
Jep, troll-level over 9000.
Viel hat das nicht mehr mit Trollen zu tun.
Spätestens jetzt nicht mehr, da er zugegeben hat, dass er das nur um der Reaktionen Willen tut. Da ist oomphie konsequenter.
Joa jetzt ist's halt vorbei. Aber ich vermute da kommt irgendwann ein neuer account auf uns zu.
Ich befürchte ja das war so:
Anfangs war es ernst gemeint und dann, als er bemerkte, dass ihr das so unbeschreiblich ulkig findet und ihr ihn lobpreisen würdet, wäre er denn ein Troll und würde das nicht ernst meinen, ist er in den Zug eingestiegen und hat diese Rolle (die ursprünglich keine war) angenommen und inzwischen ad absurdum geführt.
Kein Mensch, der bei klarem Verstand ist, würde ernsthaft damit argumentieren, dass man mit locker leichtem Sommerpop bei den Mädels punkten kann.
man müsste hier die komplette userschaft austauschen, damit ich wieder mehr positives feedback bekommen.
vielleicht liegt's an dir?
Ich vermute ja eh hinter jedem 2. Profil Soulburn
Es gb sicher Zeiten in denen die multiplen Persönlichkeitsstörungen des lautusers und mir dazu führten, dass wir hier gut 77% der aktiven Accounts und bis zu 84% der vermeintlichen "Unterhaltungen zwischen verschiedenen usern" ausmachten, bei immerhin bis zu 43% des gesamten Traffics auf laut.de. Selbstverständlich noch vor Zeiten von "soulburn" bzw. der endgültigen Kommerzialisierung der Seite durch laut.de 3.0.
Dann kam aber vor einiger Zeit ein real life Mensch und ist einer meiner Persönlichkeiten tatsächlich auf den Leim gegangen, hat ihr nen Job angeboten, die ehrgeizige Drecksau hat angenommen.
Ähnliches ist wohl auch dem lautuser-Erschaffer passiert. Jedenfalls sind die paar (empörten) Frauenaccounts der jüngeren Vergangenheit 2013-2014 alle nicht mehr von mir. Zu einigen könnte ich mir aber so eine Jedi-Padawan-Beziehung vorstellen bei Interesse. Aber ich hab, wie man evtl. bemerkt hat, kaum noch Zeit für sowas hier und werd auch echt langsam zu alt für den Scheiß (vgl. wiederkehrende Murtaugh-Momente und entsprechende Enthaltung meinerseits in den üblicherweisew verdächtigen Threads).
Und diese beschissen ehrgeizige Job-Persönlichkeit, die unser Geld vornehmlich mit dem ersinnen dämlicher Werbesprüche für verdammte Cornflakes-Schachteln verdient, sitzt inzwischen häufig in unserem Oberstübchen an den Schalthebeln, hat die Musikerpersönlichkeit mit Kräuterbutter ruhig gestellt und der Forentroll-Persönlichkeit ne Socke ins Maul gestopft...
Konnte 530 Kopien in der ersten Woche ablegen