laut.de-Kritik

Die Schweizer treten die Tür zum Tanzboden ein.

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Es brummt, knallt und groovt, hitverdächtige Hooks an jedem Eck. Man fragt sich, weshalb die Schweizer Band über die Grenzen der Heimat hinaus noch keine größeren Wellen geschlagen hat (auch wenn sie in Deutschland und England schon gesichtet wurden). Sicher, die vier Rooftop Sailors sind eine hörbar eingespielte Band. Die Platte klingt aber trotzdem um einiges größer, als es ihre beschauliche Heimat Thun vermuten lassen würde.

Irgendwo zwischen Royal Blood, den aktuellen QOTSA, vielleicht auch einem Schuss Foals beißen sich die Tracks der Eidgenossen fest. Manchmal denkt man gar kurz an ein Riff von RATM (die Refrains von "Faces" und "Die For You"). Tanzbar, hymnisch orientiert und doch recht rau rollt die Rockmusik mit elektronischem Grundton aus dem Berner Oberland an: energetischer Alternativerock, tougher Popappeal und funky Schmackes.

Man könnte jetzt denken, da kamen bereits zu viele Namen zu vieler prominenter Referenzbands in den Sinn. Doch damit täte man den Schweizern Unrecht, denn erstens föhnen einen die Rooftop Sailors vom ersten Song an um. Zweitens finden sich in quasi jedem Track zumindest eine Hook, ein Riff, Part oder Drumgroove, die die Qualität des Vierers bezeugen bzw. aufhorchen lassen. Jeder Schlag, jede Note, jeder Effekt geht hier auf den Punkt. Und das will bei einem Debüt schon was heißen.

Dementsprechend fällt auch keiner der zwölf Songs im oben abgesteckten stilistischen Rahmen ab. Soundtechnisch geht einzig der Closer einen anderen Weg, die zurückhaltende Klavierballade "Mind Like (A) Mine". Wenn man unbedingt ein Haar in der Suppe suchen will: Main-Vokalist und Basser Alexander Bratschi kann zwar singen, verfügt aber über kein außergewöhnlich prägnantes Organ.

So oder so, nicht nur er, auch Adrian Bratschi (Drums), Maurice Rupp (Gitarre) und Nevio Heimberg (Gitarre) liefern wie die Großen. Einen spannungsgeladenen Song wie "Modern Life", die Hookdichte von "Empty-Handed Roboter", eine Tanznummer wie "Man On The Run" oder das abgezockt schleppende "Cold Air To Cigarettes" muss man erst mal auf der Pfanne haben. Zumal die Platte dazu noch dick und transparent produziert ist. Glückwunsch zum Debüt.

Trackliste

  1. 1. Modern Life
  2. 2. Empty-Handed Roboter
  3. 3. Man On The Run
  4. 4. Don
  5. 5. Money
  6. 6. Faces: Prologue
  7. 7. Faces
  8. 8. Cold Air To Cigarettes
  9. 9. Fuckyou
  10. 10. Liqueur
  11. 11. Die For You
  12. 12. Mind Like (A) Mine

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