laut.de-Kritik

Meine Herren, was für ein Bass!

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Jetzt aber! Nun legen uns Rush mit dem Tondokument zur vergangenen "Snakes & Arrows"-Tour das vierte Live-Album (inklusive DVDs) seit 1998 vor. Ein bissel viel? Nur bedingt, denn jede ihrer Live-Platten besitzt ihren eigenen Charme. Die drei Rush-Klassiker "All The World's A Stage", "Exit...Stage Left" und "A Show Of Hands" stehen für drei ganz unterschiedliche Perioden der Bandgeschichte: Die frühen Jahre, die Prog-Phase und die Synthesizer-Ära.

Soll man "Snakes & Arrows Live" eventuell unter dem Begriff 'Spätwerk' zusammen fassen? Wenn es nach der Spielkunst geht, ganz sicher nicht. Denn was das Trio in seinem mittlerweile vierten Jahrzehnt des Bestehens von der Bühne powert, bekommen andere Bands nicht mit doppelter Mannstärke auf die Reihe.

An den Fertigkeiten von Lee, Lifeson und Peart gibt es also nach wie vor nichts zu kritteln, im Gegenteil. Manch ein Song bekommt in der hier festgehaltenen Version einen zusätzlichen Drive. Beispielhaft hierfür: "Between The Wheels".

Meine Herren, was war das für ein Bass. Als der Rezensent den Darbietungen des kanadischen Trios live beiwohnen durfte, zitterte die hochmoderne Multifunktionsarena in Mannheim fast in ihren Grundfesten, als dieser Track auf die Masse loswalzte. Von der Ehrfurcht gebietenden, das komplette Auditorium einhüllenden Schallwand ist auch auf der vorliegenden Scheibe noch einiges zu hören. Beim Wechsel vom Synthie zum Bass legt die Combo erst richtig los und verpasst der Komposition einen - im Vergleich zur Studioversion - ungleich wärmeren Sound.

Was für die Professionalität von Rush spricht. Sie dudeln einen Song eben nicht stur eins zu eins runter, sondern modernisieren ihn mit eingestreuten Details und erhöhen so den Spannungsfaktor. Schön, dass einige weitere Überraschungen den Weg ins Programm finden: ein "Digital Man" ("Signals") oder "Entre Nous" von "Permanent Waves" gehören sicher nicht zum Standardrepertoire der Band, hört man aber immer wieder gerne.

Dass sie auf ihr letztes Album stolz sind, ist anhand der Trackliste ersichtlich, die sage und schreibe neun Songs daraus aufweist. Diese fügen sich überaus stimmig ins Live-Gesamtkonzept ein. Da sich die instrumentelle Ausgestaltung aller Tracks am neuen Material entlang hangelt, gibt es auch keine offensichtlichen Brüche in der Atmosphäre der Platte. Auch wenn die Drei bei einem Konzert mit Verweis auf das Alter ihr Set in zwei Hälften aufteilen und flugs in die Halbzeitpause entschwinden (handhabt das eigentlich noch jemand so?).

Ein klein wenig nervt höchstens die Nachbearbeitung. Das Publikum ist an einigen Stellen störend in den Vordergrund gemischt und klingt beim lauten Jubel ab und an wie ein eingefügter Loop, der auf Repeat läuft.

Abseits hiervon begrüßt "Snakes & Arrows Live" alte Bekannte. Ein Set ohne "Tom Sawyer"? Undenkbar. Ebenso Neil Pearts Schlagzeug-Solo (wir sind in Rotterdam: "De Slagwerker"), das nach wie vor der einzige Alleingang eines Drummers ist, den man sich ohne Ermüdungserscheinungen anhören kann.

Da dieses Konzert (laut offizieller Homepage) im dritten oder vierten Quartal 2008 auch auf DVD erscheinen soll, darf man sich mit dem vorliegenden Doppelpack schon einmal darauf einstimmen. Fazit: Rush sind live, in welcher Darreichungsform auch immer, eine Investition wert.

Trackliste

CD 1

  1. 1. Limelight
  2. 2. Digital Man
  3. 3. Entre Nous
  4. 4. Mission
  5. 5. Freewill
  6. 6. The Main Monkey Business
  7. 7. The Larger Bowl
  8. 8. Secret Touch
  9. 9. Circumstances
  10. 10. Between the Wheels
  11. 11. Dreamline
  12. 12. Far Cry
  13. 13. Workin Them Angels
  14. 14. Armor And Sword

CD 2

  1. 1. Spindrift
  2. 2. The Way the Wind Blows
  3. 3. Subdivisions
  4. 4. Natural Science
  5. 5. Witch Hunt
  6. 6. Malignant Narcissism Drum Solo
  7. 7. Hope
  8. 8. Distant Early Warning
  9. 9. The Spirit of Radio
  10. 10. Tom Sawyer
  11. 11. One Little Victory
  12. 12. A Passage to Bangkok
  13. 13. YYZ

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7 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    Hab ja eigentl. schon so viel an Ton- und Bildmaterial (Studio und Live) von Rush, dass ich mir die nicht auch noch zulegen wollte. Aber vielleicht überleg ich es mir nochmal nach dieser positiven Rezension.

    Rush waren, sind und bleiben lebende (Prog-)Rocklegende.
    Hoffentlich bleiben uns diese Rock-Opis noch ein lange erhalten auf der Bühne.
    Man weiß ja nie, wenn sie jetzt schon altersbedingt Pausen einlegen müssen.... :dsweat: ;)

  • Vor 15 Jahren

    Drei Stunden sind auch für jüngere Musiker kein Zuckerschlecken. Um Alex' Frage zu beantworten: Dream Theater haben das eine Weile auch so gemacht, mit einer Pause zwischen zwei Sets. Und (peinlich, peinlich!) ich erinnere mich an ein Manowar-Konzert, da war es auch so.

    Gibt es eigentlich wirklich jemanden, der Schlagzeugsoli auf Live-Platten gerne hört? Ich langweile mich da immer zu Tode. Live ja sicher eine nette Sache, aber auf Konserve - nein, danke.

  • Vor 15 Jahren

    ich kann da auch gut skippen, aber wenn solo, dann peart. zur pause: mir hat das ganz gut gefallen, denn bei so langen konzerten hab ich irgendwann ein aufmerksamkeitsdefizit. und da ging das hervorragend. und wegen dt: jetzt wo ichs gelesen habe, fiels mir auch wieder ein.