laut.de-Kritik
Der Country-Troubadour zeigt sich experimentierfreudig.
Review von Florian SchadeEine Zusammenstellung von Demoaufnahmen eines Songwriters lässt mich normalerweise erschaudern. Oft sind es ärmlich zusammen gewürfelte Stücke halbherzig eingespielter Sessions, die vor Selbstmitleid geradezu triefen. Zudem können solche Veröffentlichungen guten Gewissens als Indiz für das baldige Karriereende des Künstlers genommen werden. Aber nicht in diesem Fall.
Ryan Adams schreibt Songs in einer Geschwindigkeit, in der andere Menschen ihre E-Mails beantworten. Demolition ist lediglich der Versuch, die Veröffentlichungen mit der Schreibwut mithalten zu lassen.
Die Tracks wurden in fünf verschiedenen Sessions zwischen Dezember 2000 und Oktober 2001 aufgenommen. Adams wählte die schönsten Lieder selbst aus und versichert, dass tatsächlich nur "First Takes" zu hören sind. Es wurde also nicht nachträglich verbessert oder neu eingespielt. Das Ergebnis klingt zwar ein wenig durcheinander, aber Kohärenz war auch nicht das Ziel dieser Veröffentlichung.
"Nuclear" ist Adams wie man ihn bereits kennt. Ein rauer Rocksong mit einer bittersüßen Melodie. "Hallelujah" ist eine Mundharmonikanummer im Bob Dylan-Stil. Einige Songs zeigen auch einfach nur den Sänger und seine Gitarre: "Desire", "Cry On Demand" und das wunderschöne "Dear Chicago".
Es sind aber jene Songs, die mit Adams Nebenprojekt "The Pinkhearts" aufgenommen wurden, von denen man sich mehr Präsenz auf dem Album wünscht: "Starting To Hurt" fängt mit einer Basslinie an, die man sonst nur bei den "Pixies" erwarten würde und zeigt die Experimentierfreudigkeit des Country-Troubadours. "Gimme A Sign" ist ein ehrlicher Rocksong mit deutlicher Tendenz zum Kopfnicken und wahrscheinlich das eingängigste Stück auf Demolition.
Der Vollständigkeit halber seien auch noch die Durchhänger "Tomorrow" und vor allem "Tennessee Sucks" erwähnt. Diese taugen nicht viel mehr als zu Lückenfüllern. Aber sie stören keineswegs den guten Gesamteindruck des Albums, das sich gerade durch seine Vielseitigkeit auszeichnet. So wird wohl jeder Ryan Adams Fan seinen eigenen Lieblingssong auf Demolition finden.
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