laut.de-Kritik
Die Spandauer Spaßkanonen haben die Lizenz zum Unterhalten.
Review von Kai ButterweckSpandauer sind keine Berliner. Und Berliner sind keine Spandauer; auch wenn sie in Spandau leben. Der wohl einzige Spandauer, der kein Problem damit hat, der Welt zu verkünden, dass er aus Berlin kommt, heißt Bela B. Der darf sich aber mittlerweile auch alles erlauben; genauso wie die beiden Allround-Musiker Vincent Stein und Dag-Alexis Kopplin alias SDP. Auch die wurden in Spandau geboren und beweisen nun schon seit gut 15 Jahren, dass der westlich gelegene Hauptstadt-Bezirk völlig zu Unrecht vom Rest der Berliner belächelt wird.
In Spandau geht nämlich die Post ab. Hier wird gefeiert, gelästert und dem stumpfen Rest der Gesellschaft der Spiegel vor die Nase gehalten. Und die, die den Spiegel am liebsten in den Händen halten, heißen Vincent Stein und Dag-Alexis Kopplin; zwei fleischgewordene Spaßkanonen mit der Lizenz zum Unterhalten.
Mit einem musikalischen Potpourri im Gepäck, das klingt, als hätte man Die Prinzen, Sido, Tic Tac Toe, Die Ärzte und Alexander Marcus ein halbes Jahr zusammen in einen Proberaum eingesperrt, begeben sich die beiden Kreativ-Köpfe anno 2015 auf eine besonders heikle Mission. Die komplette Galaxie steht kurz vor dem Untergang. Und Vince und Dag wurden auserkoren, die Apokalypse zu verhindern.
Der Auftrag ist nicht nur heikel. Er ist brandgefährlich. Dem Duo steht nämlich eine Armee feindseliger Alleszerstörer gegenüber. Als da wären: Bösartige Cyber-Kriminelle ("Cyb3r Cr!m3"), ehemalige Schulhof-Raufbolde ("Gewalt"), selbstverliebte Besserwisser ("F.I.C.K.D.I.C.H.") und Smartphone-Besitzer der anstrengenden Sorte ("Erstmal Ein Selfie!"). Sie alle wollen die Weltherrschaft an sich reißen. Doch SDP halten dagegen. Und zwar mit Wortwitz und Sounds für Jedermann.
Die Welt kann nur gerettet werden, wenn alle an einem Strang ziehen. Elektro-Popper ("Klopf Klopf"), Indie-Rocker ("Ich Will Noch Nicht Nach Haus!"), Party-Punks ("Gewalt") und Freunde unterirdischer Ballermann-Klänge ("Deine Freundin"): Alle halten zusammen. Gemeinsam gegen den Feind.
Hier stört sich keiner am müffelnden Achselgeruch des anderen. Rivalitäten werden zu den Akten gelegt. Nur zusammen ist man stark. Stark genug, um den Planeten zu retten. Und nach getaner Arbeit wird gefeiert, getanzt und geliebt. Egal, ob im versifften Hinterhof-Club, an der Platja De Palma oder in den Hip Hop-Kellern von Berlin-Spandau.
Schön, dass es Menschen gibt, die sich im Angesicht des übergeordneten Ziels für keine Schandtat zu schade sind. Ein Hoch auf die Retter der Welt! Ein Hoch auf SDP.
2 Kommentare mit 3 Antworten
Naja, die Platte klingt irgendwie wie eine Kopie der letzten. Insgesamt doch eher enttäuschend. Insgesamt kann ich SDP nicht mehr so gut hören. Haten kann ich sie trotzdem nicht, dafür hab ich zu viele gute Erinnerungen an ältere Lieder.
SDP sind ein Paradebeispiel für eine klassische Singleband: Auf Albumlänge nie was vernünftiges zusammenbekommen aber auf jeder Platte war mindestens ein Ohrwurm drauf, den du wochenlang nicht vergisst.
Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.
"Nur Musik ist schöner" ist aber schon nen gutes Album was man am Stück durchhören kann.
Ich war nie ein Fan ihrer "ernsteren" Stücke wie "Anfang anzufangen". Da haben sie meiner Meinung nach einfach kein Händchen für gute Texte bzw. gleiten zu schnell in den kitsch ab.