laut.de-Kritik

Eindringliche Grooves, catchy Refrains, ordentlicher Gesang.

Review von

Auch, wenn er als Australiens neueste Trumpfkarte gefeiert wird: Revolutionieren dürfte Sam Sparro den Tanzboden wohl kaum. Allzu retro gestaltet sich dafür sein Funk- und Disco-geschwängerter Elektropop. Für solide Unterhaltung taugt sein Erstling aber allemal: Sam Sparro reitet bravourös die Nostalgiewelle und spült verschüttet geglaubte Erinnerungen an die Oberfläche.

Wie macht der Kerl das, mich in "Cottonmouth" gleichzeitig an Lakeside, an "Music And Lights" von Imagination, an Rockwell und - Obacht! - an Depeche Mode denken zu lassen? Mich im Anschluss dahin zu entführen, "Where The Streets Have No Name", wie U2 bereits feststellten, nur, um mich dann scheinbar mit Visages "Fade To Grey" zu konfrontieren? Wenn ich doch nur wüsste, wie!

"Cut Me Loose", eine astreine Disco-Nummer, wirkt, wie aus bekannten Versatzstücken zusammengeschustert, dies aber mittels unbestreitbarer Handwerkskunst. Neu ist anders, und doch schlägt Sam Sparro nicht nur mit "21st Century Life" eine Brücke aus der Vergangenheit zu den besungenen Zukunftsträumen des kleinen Jungen. Ein funky angeschlagener Bass und klassische Handclaps sorgen für Tanzbarkeit.

Damit wartet auch "Black And Gold" auf. Dunkler Gesang haucht der doch arg plastik-lastig tönenden Kulisse aus einer von Tasten vorgegebenen Melodie und sphärischen Hintergrund-Klängen Leben ein. Der unmerklich zunehmend treibendere Rhythmus erledigt den Rest: Um Welten spannender als "4 Minutes" verwundert mich nicht, dass diese Nummer selbst die Queen of Pop auf die Plätze verwies.

"Too Many Questions"? Zumindest für einige hat Sam Sparro musikalische Antworten parat. Trotz fehlender Innovation überzeugt er mit eindringlichen Grooves, einem guten Gespür für catchy Refrains und überaus ordentlichem Gesang. Seine wandlungsfähigen Vocals reichen von der kieksigen Fistelstimme in "Hot Mess" über die etwas einsam neben dem tickenden Rhythmus herlaufende gedehnte Performance in "Sick" bis in die stimmungsvolle Tiefe von "Pocket".

Je mehr Raum Sam Sparro seiner Stimme lässt, um so besser kommt diese zur Geltung. Erfreulich zudem, dass sich die Texte beharrlich weigern, sich in platte Pop-Kategorien einordnen zu lassen. Mit wenigen Worten erzählt "Sally" eine Geschichte, und auch in "Black And Gold" halten neben dem Rhythmus die poetischen Lyrics bei der Stange.

Bei der unverschämten Kürze des groovenden Zwischenspiels "Recycle It!" bleibt einzig der Ruf: "Rewind, Selecta!" Dafür setzte es eine Rüge, entschädigten mich nicht die am Ende versteckten, Blues-lastigen, äußerst persönlichen selbstreflektiven Betrachtungen eines Piano-Spielers. Man meint, die spärlich besuchte Bar geradezu vor sich sehen zu können. Hübsch, auch einmal ganz ohne Synthies.

Trackliste

  1. 1. Too Many Questions
  2. 2. Black And Gold
  3. 3. 21st Century Life
  4. 4. Sick
  5. 5. Waiting For Time
  6. 6. Recycle It!
  7. 7. Cottonmouth
  8. 8. Hot Mess
  9. 9. Pocket
  10. 10. Cut Me Loose
  11. 11. Sally
  12. 12. Can't Stop This!

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