laut.de-Kritik
Mittelmäßiges Spiel trotz vieler neuer Verpflichtungen.
Review von Joachim GaugerMusik und Fußball haben doch mehr gemeinsam, als man gemeinhin denkt. Hier wie dort kommt es vor, dass die Aufstellung auf dem Papier stimmt, die Mannschaft aber dennoch eine eher durchwachsene Vorstellung abliefert. So etwa verhält es sich mit dem neuen Album von Carlos Santana, das nach einem ähnlichen Rezept gestrickt ist wie seine beiden Vorgänger, das aber trotz der Verpflichtung vieler Gaststars deren Qualität nicht erreicht.
Dabei geht es mit einem schwungvollen old school-Track noch ganz ordentlich los. Mit seinen scharfen Bläsersätzen, der Hammond-Orgel, einer ganzen Batterie von Bongos und singenden Gitarren-Soli könnte "Hermes" ebenso gut aus der Zeit von "Abraxas" oder "Caravanserai" stammen. Vom Klangbild ähnlich setzt "El Fuego" rhythmisch noch eins drauf, bevor Santana und Michelle Branch sich erstmals in die Niederungen des Poprock begeben.
Die Zusammenarbeit mit Mary J Blige und Big Boi von Outkast gedeiht zwar zum ordentlichen Hip Hop/Soulsong, bei dem Marys Stimme und Carlos' Gitarre sich schmeichelnd umspielen. Nur steht "My Man" ein wenig wie ein Fremdkörper in seiner Umgebung. Zumal nun mit der vorab ausgekoppelten Single "Just Feel Better" eines der schwächsten Stücke des Albums folgt. Obwohl auch hier eigentlich alle Zutaten stimmen und Aerosmith' Steven Tyler sich hörbar abmüht, geht dem Track doch jegliche Dynamik ab.
Vielleicht waren sich die Beteiligten ihres Erfolges zu sicher, auf mich wirkt das Ergebnis jedenfalls wie ergebnisorientierter Sicherheitsfußball. Danach wieder eine Kehrtwende: Erinnert "Just Feel Better" (um im Bild zu bleiben) an eine schlecht aufgelegte Juve, betritt mit "I Am Somebody" der FC Barcelona das Feld und reißt mit seiner Spielfreude alle mit.
Erwähnenswert sind in der weiteren Spielzeit eigentlich nur noch: Zum einen "Trinity", das 'Duell' der Gitarren-Virtuosen Carlos Santana, Kirk Hammett und Robert Randolph, das vom unterschiedlichen Temperament der Solisten lebt. Zum anderen das folgende, leicht reggae-angehauchte "Cry Baby Cry" mit einem kräftigen Kontrast zwischen den ausdrucksstarken Stimmen von Joss Stone und Sean Paul.
Nein, natürlich sagen wir nichts gegen den Spielführer, der während der gesamten 54 Minuten mit seinem vorbildlichen Einsatz Schlimmeres verhindert. Feuern wir lieber den Trainer, der die Mannschaft zusammen gestellt hat ...