laut.de-Kritik
Wenn Totholz-Insekten musikalischen Mulm produzieren.
Review von Artur SchulzIch liebe Amazon.de-Kundenrezensionen. Zu Sara Bareilles beglückte mich beim Stöbern folgendes Userschnäppchen: "Fulminantes Debütalbum! Für Fans von Fiona Apple, Tori Amos, Vanessa Carlton und Co." Wenn das man nichts ist! Jedoch: Wer die von mir höchst geschätzten Fiona und Tori in einen Topf mit Sara Bareilles wirft, macht sich der missglückten Geschmacks-Streckung einer Tütensuppe durch echte Lebensmittel schuldig.
Die heftig gefeaturte Single "Love Song" deckt gnadenlos auf, was alles nicht stimmt mit der Newcomerin und ihrem Output. Hier immerhin noch gnädig übertüncht durch knalliges Arrangement und ordentlich vorgelegtes Tempo. Allerdings verliert der Song spätestens beim zweiten Hören seine Vereinnahmungsfähigkeiten: Zum Refrain hin killt schlager-stampfendes Schlagzeug jeglichen wohlwollend gestimmten Vorab-Eindruck.
Eine Alibi-Twang-Gitarre lädt auf "Vegas" zum Besuch in vermeintlich rauere Gefilde ein, verbleibt indes im Hör-Gedächtnis lediglich als reichlich unaufrichtig klingende Rock-Songwriter-Vorstellung. Sara bemüht sich stimmlich (auch im weiteren Verlauf der CD) wahlweise als Rock,- Soul,- oder Gospel-Darstellerin, überzeugt hingegen zu selten als Interpretin.
"Bottle It Up" verbleibt zu Beginn erneut in satter Schlagerhaftigkeit, steigert sich hernach nicht sonderlich und versandet mit zunehmender Spieldauer in beliebigem Song-Einerlei. "One Sweet Love" gerät gar richtig ärgerlich in seinem gespielten Bemühen um Authentizität in Sachen Folk- und Rock-Verkleidung. Dieses Unterfangen gerät gefährlich nah an den Rand einer Stil-Parodie. "Come Round Soon" möchte gern mit vermeintlich zeitgemäßen Beats prunken, doch die stammen höchstens aus Madonnas Rumpelkammer. Dadurch landet Saras nächste Song-Reise ebenfalls im erbarmungswürdigen Nirvana gescheiterter Pop-Nichtigkeiten.
"Between The Lines" müffelt mit angeranztem Balladen-Schmalz aus lang verstaubter Songwriting-Kiste. "Love On The Rocks" schaut von draußen im Siebziger-Funk-Zimmer vorbei, wird aber beim Eintreten die Tür vor der Nase zugeschlagen. "Many The Miles" kolportiert und schändet echten, seelenvollen Blues, und säuft deshalb verdient selbst an seichtesten Mississippi-Ufern problemlos ab.
Das große Nichts, gedehnt auf Alben-Länge, und mit viel Effekthascherei inszeniert: Von allem ein bisschen, doch zu wenig ein bisschen mehr. Stimmlich fährt Sara nur mit der Durchschnitts-Bahn. Manch angestrengte Vokal-Arbeit erzeugt unfreiwillig komische Momente, wenn echte Seele von ihr nur imitiert wird. Stilistisch wirken sämtliche Alben-Arbeiten wie zusammengesetzt aus dem handelsüblichen Sound- und Genre- Mischmasch-Bastelkasten.
In mancher Hand entsteht durch allzu beliebiges Zusammenklauben verschiedenster Musik-Versatzstücke halt nur schnöder Mulm. Was Mulm eigentlich bedeutet? Laut Wikipedia entsteht er u. a. durch die Transformation gestorbenen Geästs und Gebäums in eine recht unappetitliche Masse, bei der sogenannte Totholz-Insekten ihre Fühler im Spieler haben. Geht irgendwie prima durch als Definierung für dieses Album. Und der Titel "Little Voice" passt da vorzüglich treffend obenauf.
27 Kommentare
...ich weiß das ihr nichts für eure werbepartner könnt, aber ist schon lustig wie hier etwas totgeschrieben wird (soviel ich bis jetzt gehört habe auch zu recht) was wochenlang im riesigen audiobanner auf laut.de beworben wird.
Das ist nichts Anderes als die gerechte Strafe dafür, daß einem urplötzlich dank so einer Schnalle die Performance in die Knie gezwungen wird
Gruß
Skywise
aber sie ist doch so süß.
@HolidayJeff (« @Unregistered («
Zitat (« entschuldigt mal. »):
NEIN! wir entschuldigen hier gar nichts. Du gehst jetzt ganz schnell wieder und ziehst den Stecker! Tschüss! »):
Sagmal was geht dir denn???
Schön sachlich bleiben... unmöglich... Oo »):
jetzt erst gesehen.
Ich muss Frane, Jan Dilba und an-used-boy hier wirklich Recht geben! Ich habe das Album zwar noch nicht gehoert, aber selbst wenn diese Stimme wie viele andere klingt, ist diese Rezension lächerlich! Und dieser rote Faden, in jedem Song versucht sie etwas anderes nachzumachen und nichts davon gelingt, ist unverschämt! Mir fehlen die Worte!
Fast hatte ich schon vergessen (verdrängt?), was ich weiter oben von mir gegeben hab. Ich hatte auch insgeheim auf eine Art von Feedback oder Reaktion seitens des Rezensenten gehofft, aber nach einigen Tagen (Wochen?) des Stillschweigens hakte ich die Sache ab.
Mittlerweile steht das Album bei mir übrigens auf sehr gesicherten ****