laut.de-Kritik

40 Stimmen für ein Halleluja.

Review von

Wenn Scala mit "Grenzenlos" schon ein rein deutsches Album veröffentlichen, darf Rammstein nicht unerwähnt bleiben. Vor ein paar Jahren intonierte wie aus dem Nichts plötzlich ein belgischer Chor von etwa 40 Frauenstimmen den Song "Engel" der Brachialrocker aus Berlin. Inzwischen ist genau diese Version das letzte Stück Musik, das Rammstein-Fans auf Konzerten zu hören bekommen. Mit dem düsteren "Mutter" ist die Kombo nun erneut im Reprtoire vertreten.

Nachdem die Gebrüder Kolacny schon den Indierock aus den USA und England in bester Chormanier arrangierten, erscheint nun auch ein Album mit zwölf Songs aus dem Land der Dichter und Denker. Daraus entstanden ist eine Compilation, deren Songs in einigen einheimischen Musiksammlungen zu finden sein sollten. Eine größtenteils erlesene Auswahl zwischen zeitgemäßem Indierock und inhaltschwangerem Pop.

Ganz sicher polarisiert auch dieses Album. Die einen sprechen weiterhin von Ausverkauf, die anderen sind unverändert hin und weg vom Arrangement, das die intensive Wirkung intensiver Lieder intensiviert. Dann auch noch die Fokussierung auf dieses eine Land, für dessen Sprache manche selbst nach Jahren keine Sicherheit entwickeln. Doch völlig ungeniert und mit charmantem Akzent singt der Chor zu der Musik eines einzigen Klaviers, ab und an auch mit Streichern. Technische, überambitionierte Firlefanzen bleiben weg.

Ganz tief aus der Plattenkiste holen die Belgier "Ohne Dich" von Selig und trotz aller Stimmgewalt bleibt die Fragilität des Liedes erhalten. Eine sichere Bank ist die Scala-Version des zeitlosen "Junimond" von Rio Reiser, mit dem das Album abschließt. Der Ein-Mann-Chor des Königs aus Deutschland war ja eine ideale Vorlage, die die Kolacny Brüder elegant abschließen. Aus dem Hier und Jetzt schallt "Ein Kompliment", das das Herzblut Peter Bruggers mit ausgebildetem Gesang kombiniert. "Die Perfekte Welle" darf den Katastrophen zum Trotz zu jeder Jahreszeit auf dem Album rollen und die Helden erhalten tatsächlich ein "Denkmal" zum beschmieren. "Tausend Tränen Tief" von Blumfeld berührt, passenderweise singt der Chor auch den von Distelmeyer gesprochenen Text.

Ein Höhepunkt unter vielen, gleichzeitig ein Beleg für die inhaltliche Vielfalt von "Grenzenlos" sowie für den Status der Belgier ist "Das Modell" von Kraftwerk. Ganz ohne Elektronik interpretieren die Stimmen das Stück fernab von Monotonie auf ihre wohlige Weise. Für Chorfans ist "Grenzenlos" somit absolute Pflicht. Ebenso für die ein oder andere Plattensammlung, damit der Besitzer nicht vergisst, was aus dieser alles herauszuholen ist (Absolutes Paradebeispiel: Mias "Hungriges Herz").

Trackliste

  1. 1. Hungriges Herz (originally Performed By Mia.)
  2. 2. Du Trägst Keine Liebe In Dir (originally Performed By Echt)
  3. 3. Mensch (originally Performed By Herbert Grönemeyer)
  4. 4. Ein Kompliment (originally Performed By Sportfreunde Stiller)
  5. 5. Mutter (originally Performed By Rammstein)
  6. 6. Perfekte Welle (originally Performed By Juli)
  7. 7. Ohne Dich (originally Performed By Selig)
  8. 8. Hier Kommt Alex (originally Performed By Die Toten Hosen)
  9. 9. Denkmal (originally Performed By Wir Sind Helden)
  10. 10. Tausend Tränen Tief (originally Performed By Blumfeld)
  11. 11. Das Modell (originally Performed By Kraftwerk)
  12. 12. Junimond (originally Performed By Rio Reiser)

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11 Kommentare, davon 10 auf Unterseiten

  • Vor 15 Jahren

    Ich habe bei einer Freundin mal in das Album reingehört und mir auch über Youtube ein paar Beispiele angehört und war erstaunt, wie man einen Rock, oder wie auch immer Song durch einen Chor verändern kann! Wunderschön finde ich ja "hungriges Herz" (ursprünglich von Mia), das in dem Volksbanken-Raiffeisenbanken Werbespot im Fernsehen/Radio zum schluss kommt... UND die Mädels, die singen habens echt drauf!!
    Fazit: nettes album, vor allem ist aber das professionelle Können und der "Aha-Effekt" wenn man ein Lied wiedererkennt, das Tolle!