laut.de-Kritik
Von Geschichten, Gesellschaftskritik und Zuversicht.
Review von Toni HennigAuf "Artus" widmeten sich Schandmaul vor drei Jahren in drei Kapiteln der seit dem späten neunten Jahrhundert überlieferten gleichnamigen britischen Sagengestalt. Nun holt die Formation den "Knüppel aus dem Sack".
Dabei fällt das Titelstück gleich mal mit Metal-Riffs, dem verzerrten Gesang Thomas Lindners und frechen Strophen vergleichsweise ungewöhnlich aus. Der hymnische Refrain die Fans jedoch restlos zufriedenstellen. Danach beschwören Schandmaul in "Königsgarde" gemeinsam mit Musikern von Saltatio Mortis und Ben Metzner von Feuerschwanz feierlich den Zusammenhalt. Leider driftet das Stück dabei etwas zu sehr in Schlager-Gefilde ab.
Ganz anders der Folkrock "Das Gerücht", der mit viel Geige und Flöte richtig flott nach vorne geht. Textlich erteilt die Band den "Fake News" eine klare Absage. In der Folgebekommt man dann eine Reihe erzählerischer Tracks geboten. In "Der Pfeifer" schlägt die Formation ungleich düstere und epischere Töne an als zuvor, so dass die Nummer musikalisch gut auf "Artus" gepasst hätte.
Die Geschichte vom "Tatzelwurm", ein Fabelwesen, das angeblich in der Schweiz sein Unwesen trieb, und "Der Flug" eint textlich das Motiv der Freiheit. Musikalisch bietet vor allem Ersteres harte Metalriffs und eine vielseitige Instrumentierung, die Drums marschieren. "Der Quacksalber" stellt sich danach als klassische Folk-Nummer heraus, die Akustikgitarren, Geigen und Banjo vereint.
In "Luft Und Liebe" widmen sich Schandmaul zu luftig folkigen Rhythmen dem Spielmannsleben, stellen aber auch einen Bezug zur Pandemie her, als aufgrund mangelnder gesellschaftlicher und politischer Unterstützung so mancher Künstler am Hungertuch nagte. Allerdings schrieben Schandmaul den Song schon vor Corona, wie Drummer Stefan Brunner kürzlich in einem Interview sagte.
Weitaus optimistischer gerät dagegen "Irgendwann", das laut dem Schlagzeuger "tatsächlich während der Pandemie" entstand, wenn es im Refrain zu treibenden Drums, kraftvollen Riffs und lauten Sackpfeifentönen heißt: "Irgendwann werden wir uns wieder in die Augen sehen / Und dann fangen wir von vorne an." Im August dürfte es soweit sein, wenn die Band die bundesweiten Festival-Bühnen beackert.
Dazwischen knöpft sich die Formation in "Glück Auf!" zusammen mit Fiddler's Green zu rockigen Gitarren und Irish Folk diejenigen vor, die ewig klagen anstatt einfach mal den Hintern hochzukriegen. In "die Welt der irischen Sagen und Mythen, in das Land der ewigen Jugend" entführt laut Thomas Lindner "Niamh", das mit harten Riffs, epischem Schlagzeug, mystischen Sackpfeifen, Geigen und Flöten sowie Vocals im Stile eines Märchenerzählers eine abwechslungsreiche Platte abrundet. Trotz aller metallischer Härte betonen Schandmaul wieder hörbar ihre folkige und spaßige Seite.
Die nur rund zwei Euro teurere Limited Edition des Albums wartet noch mit zwei Bonus-Tracks auf. "Der Elfseitige Würfel" knüpft in seiner erzählerisch mystischen Ausrichtung nahtlos an "Niamh" an. "Long John Silver" erweist sich als melancholisch trinkseliges Seemannslied, das vor allem live für Stimmung sorgen dürfte, sollte es die Band in ihrer Setlist berücksichtigen. Die Vinyl- und die auf 500 Stück limitierte Special Deluxe Tow Bag Edition enthalten die beiden Stücke ebenfalls.
3 Kommentare mit 28 Antworten
Diese deutsche Mittelalter-, Sagen- und Mythenszene ist sogar mehr cringe als die BTS Army.
Habe die Musik ???? noch nicht gehört Schandmaul ist aber eine der bekanntesten Mittelalter Bands in Deutschland.
Was Ragi sagt. Wurde vor Ionen von einer Ex damit beschallt. Unterirdisch.
Nach Jahren in den Laut-Kommentarspaltenkatakomben könnte man auch einfach mal seinen Horizont erweitern und sich deutscher Musik öffnen.
Mhh, aber den Titel find ich ganz nice...
Mich würde mal jucken, was Ragi so hört.
Laut seines Profils viel Dadrock.
Gar nichts, Ragi ist ein Bot.
Wohl eher ein Brot.
Dann viel Spaß beim Zersäbeln:
Absolute Lieblingsplatte ever: "Frances The Mute" von TMV.
Will nicht offensichtliche Klassikerbands wie Beatles anführen. Was "Of Montreal" immer wieder machen, ist für mich schlicht genial.
Hatte zuletzt nen kleinen zweiten Kick von ihr und hab SOPHIEs einzige Platte rauf- und runtergehört.
Was mir spontan noch einfällt und u.A. in den letzten Monaten lief, sind Future Of The Left, Melvins, FKA Twigs, Aesop Rock, Sleaford Mods, King Gizz, Mitski.
Feuer frei, Haii!
@Rago
Du hast Queen vergässen.
Mit sonem Musik"geschmack" solltest du wahrlich die Finger stillhalten. Thx in advance.
Dieser Kommentar wurde vor 2 Jahren durch den Autor entfernt.
Da war wohl wahrlich zu wenig Santiano in der Liste für jemanden.
Ne, da mußte mich schon anders piesaken, SM. Ist doch n alter Hut, wie wenig ich mit Queen anfangen kann
Na, also MArs Volta sind ja toll, der Rest teilweise auch. Twigs is eklektischer Crap, Sleaford Mods, Montreal, King Gizzard und so dann aber wirklich Drittsemester Kunststudium was man sich beim Gin mit Zitrone zwischen Wes Anderson und The Lobster gibt. Nicht schlecht, gehört abeer auch irgendwie zum edgy Ton.
"Musik für Kunststudenten etc" sagen auch nur Menschen die sich ihren Mangel an Kunstkenntnis irgendwie rechtfertigen müssen.
Abgesehen davon versteh ich nicht was an Montreal und insbesondere Gizzard so kunstvoll-abgehoben sein soll. Gerade letzteres ist doch absolut hörerfreundlich.
Nicht Montreal, die find ich eher doof. "Of Montreal" meine ich. Kevin Barnes ist der einzige legitime Nachfolger von David Bowie.
Ich meinte auch Of Montreal
Ich auch.
Ich nicht, ich meinte "Montreal".
Torontu ist besser
Ich steh eher auf Queenback
Otterwa ist auch nicht schlecht
... oder Milli Wanillipeg ...
Oder halt Leute die Kunst studiert haben und auch immer noch welche schaffen.
Schmutz
Ist deine Meinung aber anderen gefällt die Musik ????.
Ich glaube zu wissen, wer dein Zweitaccount ist
Demnach kann ich auch einfach die Charts durchlaufen lassen, denn was gefällt, ist offenbar gut
Hier die KI-Kritik:
Auf "Artus" widmeten sich Schandmaul vor drei Jahren in drei Kapiteln der seit dem späten neunten Jahrhundert überlieferten gleichnamigen britischen Sagengestalt. Nun holt die Formation den "Knüppel aus dem Sack". Umso freudiger ist zu erfahren, dass Schandmaul der "Artus" vorerst gehe und verabschiedet sich nunmehr. Das freut Gitarrist Joey "Paul" Ellwood ebenfalls auf eine neue musikalische Erfahrung. "In den nächsten Monaten werden wir wieder zusammen Musik machen. Wir wollen mit ihm unternehmen, um zusammen mit uns auf einige Schlagzeug- und Bass-Projekte zu gehen", schreibt er über die Verabschiedung.
"Sommer of Roses" ist mit nur vier Songs der zweite entstandene Schlagzeug-EP der Australier und dem ersten nach dem 2010er-Schlager "Love Letter". "When we think of summertime, we think of love, love, love," zog die Band dazu bei ihrer Ankündigung auf. "So entstand der Titel der EP." Die erste Single "I Do" erscheint am 21. September via Marvelous Music. In vielen düster-rumpeligen, kraftvollen Stücken erweist sich der Clip als Farbigkeit.
Die Band um Joey Ellwood, Mancunian Kreativdrummer Ian "Evo" Evans, Jack Russelbruch (Schlagzeug) und Danny LaPorte (Schlagzeug/Bass) hatten im Dezember 2016 ihr Debütalbum "Acorn Of The Serpent's Crown" veröffentlicht, auf der sie schließlich auch die elektronischen Elemente ihres bisher ungehörten Debütalbums "Fading Travels" beigetragen hatten. "Sommer Of Roses" enthält die drei bisher erschienenen EPs "Love Letter", "Artus" und "When We Think Of Summer".
Video: Schandmaul - "Sommer Of Roses"
Cover & Tracklist: Schandmaul - "Sommer Of Roses"
01. "The Wolf"
02. "When We Think Of Summer"
03. "Wolfchild"
04. "Jackboots"
05. "We Know The Way"
06. "I Do"
07. "I'm Not There"
08. "Even In Those Darkest Moments"
09. "Wild Boys"
10. "Sommer Of Roses"
11. "Into The Valley"
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