laut.de-Kritik
Der Postrock-Geheimtipp des noch jungen Jahres.
Review von Thomas KlausNein, was uns diese fünf Schweden vor zwei Jahren mit "This Is A Copy Is This A Copy" auf die Ohren gedrückt haben, war ganz sicher kein x-beliebiges Postrock-Plagiat, sondern eine ob ihrer Unkonventionalität gelungene, wenn auch noch etwas unausgegorene Symbiose aus Lärmwand und Pop.
Neigten die unermüdlich tourenden Herren aus Malmö damals gerne noch dazu, sich in instrumentaler Opulenz zu verlieren und aufkeimende Anflüge von Harmonie unter vermeintlich vierfach gedoppelten Gitarren-Bratsaiten zu begraben, pendeln sie auf "Grand Letdown" bedachter zwischen den Extremen aus überbordender Brachialität und filigranem Songwriting.
Auffälligste und angenehmste Neuerung: Die Vocals haben jetzt deutlich mehr Raum. Ähnlich wie Landsmann Mattias Friberg von Logh treiben Johann Gustavsson und Kenneth Jansson mit meist fragil flatternden Stimmen den Emotionalitätsquotienten nach oben. Ihr unvermittelt durchschlagender Melodiezauber erleichtert dem Zuhörer den Einstig in den facettenreichen Klang-Kosmos und verleiht dem Gesamtsound jenen eingängigen Schliff, der dem Vorgänger noch zu oft abging.
Auch wenn die Sänger ihre gefühlsgeladenen Lamenti vergleichsweise seltener an haushohen Gitarrenriffs auflaufen lassen, ist die daraus resultierende Kontrastwirkung als deutliches Plus zu verzeichnen. Weniger ist meistens mehr – diese Maxime hat sich auch die Gitarrenabteilung auf die Griffbretter geschrieben. Sie nimmt sich in ihrem variablen Spiel öfter zurück, um in jenen Passagen, in denen alle Dämme brechen, eine umso dynamischere Schubkraft zu entfalten.
Ob clean, semi- oder vollverzerrt – die zweistimmige Allianz holt aus den verschwenderisch gestreuten Akkord- und Riffglanztaten wirklich alles raus, was möglich ist, und vernachlässigt kein noch so unbedeutend erscheinendes Intervall auf dem Intensitätsspektrum. Je nach Bedarf setzt Mikael Persson mit wuchtigem Drumming termingerecht doomige Urgewalten frei, während Basser Kenneth Jansson für den nötigen Unterdruck sorgt. Dass das Plattenregal der Schweden zudem nicht bei Progrock und Hardcore endet, sondern auch verquerem Indie-Rock allerfeinster schrammeliger bis noisiger Couleur Platz bietet, hört man jeder dissonanten Note in "Eric" und "Master Blaster" ehrfürchtig an.
Wie es sich für Skandinavier gehört, bleiben die Schwerenöter ihrer eigentümlichen Melancholie grundsätzlich treu, lassen jedoch verstärkt optimistische Zwischentöne in die Klaviatur aus Moll einfließen. Denn wo Weltschmerz ist, muss es auch Hoffnung geben. Und wenn sich Fugazi-Sänger Ian Mackaye höchstpersönlich bei Scraps Of Tape für ihre gelungene Neuinterpretation von Minor Threats "Filler" bedankt, ist diese ja vielleicht nicht ganz unbegründet.
Die Schweden haben mit ihrer Fusion aus Noise und Pop endlich den Goldenen Schnitt gefunden. "Grand Letdown" ist der Postrock-Geheimtipp des noch jungen Jahres!
6 Kommentare
Sehr geile Platte, danke für die Rezension.
Schon, sehr geil...
Perfekt zum joggen
Sounds good - eben bestellt ...
Das Album ist wirklich ein reines Weltalbum. Ich höre seit einigen Jahren fast nur noch Postrock und Grand Letdown macht wirklich sehr viel Spaß.
@laut.de (« Der Postrock-Geheimtipp des noch jungen Jahres. »):
Und eines der hässlichsten Cover.
groß einer der besten post-rock scheiben diesen noch recht jungen jahres...