laut.de-Kritik

Sharon Jones kürte sie vollkommen zu Recht zur Soul-Diva.

Review von

An der Spitze des Souls ist es leer geworden. Der Tod von Sharon Jones und Charles Bradley hinterlässt klaffende Lücken. Lee Fields ist der Last Man Standing. Selbst Shirley Davis kann die Leere nicht füllen, doch ihre Mentorin Sharon ernannte sie vollkommen zurecht zur Soul-Diva.

Diese Rolle füllt sie mit "Wishes And Wants" zum zweiten Mal aus. Eineinhalb Jahre nach dem Debüt "Black Rose" stehen ihr dafür wieder The Silverbacks und Tuxcone Records zur Seite. Nahtlos schließt sie damit an den Vorgänger an.

Der Unterschied zwischen dem in Madrid ansässigen Label und Daptone Records zeigt sich dabei vor allem in der Produktion. Weniger kernig, zu blechern und gedämpft, könnte sie etwas mehr Bass und Pfeffer gebrauchen und steht dem Album zuweilen im Weg. Zeitweise wirkt es beschnitten und wie um eine Dimension beraubt.

Das Herz des Albums bilden dabei die klassischen Soul-Nummern wie "All About Music", "Treat Me Better" oder der Titeltrack. Die Bläser The Roaring Tigers leiten dieses geschmeidige Stück ein. Jorge Suarez' Schlagzeug und Diego Mirandas Bass greifen die Einführung mit einem geerdeten Groove auf, während Lucas Duplás fiepende Orgel den Kontrapunkt gibt. Hier bliebt kein Platz für Fisimatenten. Sie bieten die perfekte Umgebung für Shirleys einnehmende Stimme, die vom ersten Ton an alle Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Dem Soul zur Seite stehen brodelnde Funk-Nummern wie "Kisses". Dynamisch, ekstatisch, direkt ins Blut gehend und in der Rhythmus-Sektion mit einem Schuss James Brown. Wer allerdings auf die törichte Idee kam, den Song mitten im Vers auszublenden, gehört an der Nase durchs Studio gezogen. Das temperamentvolle "Nightlife" verbindet diese Funk-Dringlichkeit mit einer gehörigen Portion Afrobeat und einem Spoken Words-Intro.

In "Troubles & Trials" zieht mit wirbelndem Basslauf und Orgel das ganz große Drama auf, das Davis herzzerreißend umsetzt. Beginnt "Fire" zuerst noch behutsam, wird es dank seines ungezügelten, von Eduardo Martinez hartem Gitarrenriff geprägten Endes seinem Namen mehr als gerecht. Schließlich beenden Shirley Davis & The Silverbacks "Wishes And Wants" mit einem weiteren Höhepunkt, dem kraftvollen Aufruf "Woman Dignity". "Don't say my dress is too short / Or make me feel I am not beautiful / Enough I am not material / I am real, listen to me / I am not asking for more than equality."

Trackliste

  1. 1. Wishes & Wants
  2. 2. Fire
  3. 3. Treat Me Better
  4. 4. Kisses
  5. 5. Nightlife
  6. 6. All About Music
  7. 7. Smile
  8. 8. Troubles & Trials
  9. 9. Woman Dignity

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1 Kommentar

  • Vor 6 Jahren

    SChon das erste Album ein Genuss für Soul Fans. Dieses ist eine Weiterentwicklung mit verschiedenen Facetten. In der Sparte Soul ist es in der Tat sehr sehr arm geworden. Als Soul Fan ist man ehrlich gesagt froh wenn dann mal was auftaucht das gut ist.