laut.de-Kritik
Glitzernder Glühwein-Pop für die Feiertage.
Review von Markus BrandstetterDas Weihnachtsalbum in der Popmusik: Pekuniär gesehen nachvollziehbar, künstlerisch betrachtet oft im Zwielicht anzusiedeln. Was aber tun, wenn man eben Fan der glitzernden Lichter und Kaufhäuser ist, der Punschstände und leuchtenden Verkäufer- wie Kinderaugen? Legt die CDs von Helene Fischer und Bob Dylan aus der Hand, dieses Jahr ist Sia dran – und für die ist Weihnachten nicht nur the best holiday ever, sondern auch eine Attitüde.
"Everyday Is Christmas" heißt das in rot und grün gehaltene Album, für das sich Sia Kate Isobelle Furler nicht etwa Klassikern angenommen hat (barampapampam!), sondern den Weihnachtskanon um zehn eigene (!) Stücke erweitert. Allerdings mithilfe der Produzentenomnipräsenz von Greg Kurstin (u.a. Pink, Lily Allen, Foo Fighters), weshalb niemanden verwundern dürfte, dass der vorliegende Hochglanz-Christmas-Pop verdammt eingängig geraten ist.
Im Pop-Zuckerwatteladen "This Is Christmas" glitzert alles und riecht nach Lebkuchen und Turbopunsch. Gut gelaunt und überdreht bewegt sich Sia, die mittlerweile ihr Gesicht zeigt, zwischen geschäftigem Weihnachtsrummelplatz ("Santa's Coming For Us", "Candy Lane Cane", "Ho Ho Ho") und rührigen Klavierballaden für schmelzende Schneemänner und Schneeflocken (die geistesverwandten "Snowman" und "Snowflake"). Mehr Spaß als die Balladen machen die Weihnachtsmarkt-Nummern: diese bersten fast vor Gimmicks, Glockenspielen und Details. Sia und Kurstin haben hier durchaus zeitlose Melodien ausgeheckt, die stets mit Augenzwinkern oder gleich überalbern ("Puppies Are Forever") daherkommen.
Etwas monotoner klingen die besagten Balladen, denn sie gleichen einander nicht nur thematisch, sondern allzu oft auch musikalisch. "Everyday Is Christmas" ist dennoch ein kurzweiliger und eingängiger Feiertagsspaß für Sia-Fans und all jene geworden, die zum Geschenke verpacken und Schlittenfahren noch einen Soundtrack suchen. Kaufhaus-und Rummelplatz-Pop mit Metaebene und Witz – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
3 Kommentare
Total tolles Album!
Liest sich eigentlich wie eine 3er-Bewertung, was auch meinem Empfinden entsprechen würde. Endlich mal ein Weihnachts-Album, das nicht Neuinterpretationen ausgelutschter Weihnachts-Klassiker präsentiert, sondern großteils beschwingte Neukompositionen anbietet.
Alles neue Lieder von Sia, und das beste Stück 'Underneath the mistletoe' sowie das glänzende 'Sunshine' wurden glatt unterschlagen. Da kann jemand in der Redaktion entweder schlecht Englisch oder hat das Album nicht bis zum Ende durchgehört. Das letzte Lied fällt zwar etwas ab, aber seit Billy Idol hat es nicht mehr so ein geiles Weihnachtsalbum gegeben.