laut.de-Kritik

Rabenschwarze Grenzgängerin zwischen Soul und Blues.

Review von

Manchmal dauert der Weg über den großen Teich länger. So etwa im Falle von "Some People Have Real Problems", dem bereits dritten Album der gebürtigen Australierin Sia Furler. Dazu gibt es allerlei Vorschuss-Lorbeeren: Platz 26 der US-Billboard-Charts, TV-Auftritte u.a. bei Conan O' Brien oder die Verwendung des Songs "Breathe Me" in einer "Six Feet Under"-Episode.

Das Besondere an Sia kommt bereits im Opener "Little Black Sandals" zum Tragen. Auf eine getragene Melodie folgen sachte rumpelnde, verschleppte Beats, dann setzt die blonde Sängerin an - und entpuppt sich als rabenschwarze Grenzgängerin zwischen Soul und Blues. Ein eingängiger Refrain setzt das höchst gelungene Sahnehäubchen auf.

"Lentil" verbleibt dann in ruhigem Fahrwasser. Über vertracktem Spieluhrsound tapst Sia auf stimmlichen Zehenspitzen einem elegischen Refrain entgegen. "Day Too Soon" bietet leichtes Singer/Songwriter-Gepäck mit effektiver Chor-Untermalung. In "You Have Been Loved" lehnt sich die Sängerin verletzlich an Pianoklänge an und presst ihren Herzschmerz glaubhaft aus den rauen Stimmbändern.

Richtig Tempo kommt in "The Girl You Lost To Cocaine" auf. Eine gelungene Referenz an Chrissie Hynde und die Pretenders glückt ihr mit der Version von "I Go To Sleep". Die Historie des Songs steht in gewisser Weise sinnbildlich für einen Großteil des Sia-Outputs, besitzt er doch eine Menge anderer stilistischer Hintergründe: Geschrieben wurde die Nummer von Kinks-Ikone Ray Davies und gelangte auch in der Version von Jazz-Lady Peggy Lee zum Erfolg.

Das passt zu einem ihrer kleinen Geheimnisse: Mit sicherer Hand setzt sie Stil- und Versatzstücke verschiedenster Bereiche der populären Musik ein und lässt sie klingen, als wären sie ihre Eigenen. Originalität, Kreativität und Musikalität kommen ihr dabei zu Hilfe. Keinesfalls haben wir es hier mit dem x-ten Sixties-Revival zu tun. Die stilistische Bandbreite bleibt zudem auf Albumlänge erhalten.

So schimmert der fast lakonisch ausgeführte "Playground" phasenweise in mild dahintuckernden Minimalismus-Beats. Kurzweil verbreitet "Death By Chocolate": Der Song gefällt als eine Art verschleppter Jazz-Swing mit souligen Chören, der sich auch mal einen kleinen Gospel-Ausflug gönnt.

"Beautiful Calm Driving" berührt mit Zerbrechlichkeit, Fragilität, gleitet dunkel dahin und erinnert angenehm an Fiona Apple-Psychosen. Als rund neunminütiger Schlusspunkt fungieren die beiden Songs "Lullaby/Buttons." Der erste Teil geriert sich als mondbeschienene Abschiedsreise mitsamt verwehten Pianoakzenten und gebrochenen Akkorden, während dann in gewisser Weise Väterchen Pop mit einem blitzsauberen Taschentuch dem Hörer hinterher winkt.

Für Indiefans strahlt die Platte vielleicht eine Prise zu viel Eingängigkeit aus, den Mainstream-Popper mag dagegen mal Sias intensive Vokalarbeit verstören. Trotzdem: Ein Album mit vielen geglückten Songs, die sich erfreulicherweise stilistisch nicht so leicht verorten lassen.

Trackliste

  1. 1. Little Black Sandals
  2. 2. Lentil
  3. 3. Day Too Soon
  4. 4. You Have Been Loved
  5. 5. Girl You Lost To Cocaine
  6. 6. Academia
  7. 7. I Go to Sleep
  8. 8. Playground
  9. 9. Death by Chocolate
  10. 10. Soon We'll Be Found
  11. 11. Electric Bird
  12. 12. Beautiful Calm Driving
  13. 13. Lullaby/Buttons

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4 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    Ich habe mir das Album bereits vor ca. einem Jahr aus den USA importieren lassen, und ich kann nur sagen, dass es sofort zu meinem absolutem Lieblingsalbum wurde.
    Ich habe deutlich mehr als hundert CDs in meinem Schrank, aber "Some People Have Real Problems" ist mein absoluter Favorit.

    Jeder, der gute (Pop-)Musik magt, sollte sich dieses Album kaufen.

  • Vor 15 Jahren

    hab vor ner weile schonma nen lied von ihr auf you tube angeguckt, ich glaub, buttons, da hats mir irgendwie noch nich so zugesagt.
    hab ihr jetzt nochma ne zweite chance gegeben und noch nichma alle stücke gehört, aber "girl you lost to cocaine" und "beautiful calm driving" - das nochma besonders - sind sooooo toll.
    toll toll toll toll

  • Vor 15 Jahren

    Sia ist genius, tolle Frau und Künstlerin!

  • Vor 12 Jahren

    Album ENDLICH zugelegt und muss sagen:
    Eines der wenigen Sängerinen die sich über die Jahre treu geblieben sind und jeder mal gnadenlos abliefern!
    'Soon we'll be found' ist definitiv der beste Soul Song den ich seit Jahren gehört hab. Hoffentlich kommt bald neues Material!