laut.de-Kritik
Zwischen Himmel und Hölle.
Review von Kai ButterweckEin Doppelalbum, eine EP, eine Live-DVD und eine Welttournee: Für Fans der schwedischen Extrem-Metal-Heroen Soilwork waren die vergangen zwei Jahre ein Hochgenuss. Kaum stand die eine Veröffentlichung in den Läden, legten die Skandinavier mit der nächsten nach. Und so scheint es auch weiter zu gehen: Denn die Reisekoffer sind im hohen Norden noch nicht mal ausgepackt, da schickt das Sextett um Frontmann Bjørn "Speed" Strid das nächste Pferd ins Rennen.
Und schon die Eröffnung des mittlerweile zehnten Studioalbums lässt Freunde brachialer Klangkunst mit den Ohren schlackern. Der Titeltrack hält sich ganze dreißig Sekunden bedeckt, ehe er sich mit reichlich Tempo und altbewährter urbaner Energie ins Gehörzentrum katapultiert.
Wer jetzt noch nicht wach ist, der steht spätestens nach "Alight In The Aftermath" senkrecht im Bett. Hin und her wechseln die Rhythmen, eingetrommelt von den vielleicht dicksten Waden der Branche. Dazu messerscharfe Riffs und ein Sänger, der problemlos zwischen Himmel und Hölle pendelt.
Es ist schon beeindruckend, wie die Band es nach so vielen Jahren im Business schafft, sich immer wieder neu zu entfalten. Sicher, es knallt wie eh und je an allen Ecken und Enden. Und dass der gute Herr Strid weit mehr drauf hat, als nur den grölenden Höhlenmenschen zu geben, wissen Szenekenner auch nicht erst seit gestern. Doch der kompakten Basis immer wieder aufs Neue einen Schubser in ungewohnte Richtungen zu geben, ohne dabei ins Stolpern zu geraten: Das gelingt nur wenigen Bands.
Selbst in geschmeidigeren Sphären lassen die Schweden alles andere hinter sich. So greift man mit dem mystisch angehauchten Melancholiespektakel "Death In General" genauso nach den Sternen wie mit dem ähnlich aufgebauten "Whirl Of Pain". Dem einen oder anderen Hartgesottenen mag der Honig in den Strophen vielleicht zu süß schmecken. Lässt man beide Songs jedoch ihre kompletten Geschichten erzählen, greift schnell ein Rädchen ins andere.
Weniger Diskussionen werden Songs wie das hymnenhafte "Petrichor By Sulphur", der klassische Gruftmetaller "All Along Echoing Paths" oder das facettenreiche "Enemies In Fidelity". entfachen. Hier wird nämlich geliefert, was erwartet wird: Und zwar extremste Hartwurst-Kost samt großen Melodien. Und liebe Headbanger da draußen, ruhig Blut: Ein paar cleane Strophen haben noch keinem Untertanen der Finsternis die Hosen ausgezogen.
3 Kommentare
Eine der wenigen Bands, die in einer so hohen Frequenz laufend Qualität liefert. 4,5/5 Punkte
P.S. "Ein Doppelalbum, eine EP, eine Live-DVD und eine Welttournee" - Dazu noch das letzte TNO-Album von Speed, was ebenfalls keine schlechte Kost war!
Super Scheibe, hab sie mittlerweile im zweistelligen Bereich durchgehört und kann sagen, dass tatsächlich kein einziger Lückenfüller enthalten ist - einzig "Whirl Of Pain" fällt für mich ein wenig ab, alles andere ist großes Kino! Besonders der Titeltrack "The Ride Majestic", "Enemies In Fidelity", "All Along Echoing Paths" "Shining Lights", "Petricho By Sulphur" und "The Phantom" sind meine Lieblinge.
Überragende Megascheibe. Soilwork haben die richtigen Besetzungswechsel vorgenommen.