laut.de-Kritik
Erstaunliche musikalische Vielfalt aus Norwegen.
Review von Giuliano BenassiIm Hintergrund lacht und unterhält sich eine fröhliche Menschenmenge, begleitet von einer melancholischen Geige und hoch gegriffenen Gitarrenakkorden. Als zum Ende des kurzen Openers "Love You" auch noch Bläser und ein Triangel einsetzen, ist die Atmosphäre so gediegen, dass sie an Lambchop erinnert.
Mit der Band aus Nashville, Tennessee hat Sondre Locke aus dem norwegischen Bergen musikalisch nicht viel gemeinsam. Allerdings teilt er ihre Experimentierfreude und ein Gefühl für Melodien, die sich zwar nicht auf Anhieb einprägen, aber harmonisch wirken und den Hörer auch nach Ende des Albums begleiten.
Am meisten erstaunt die Vielfalt der musikalischen Welt des 22-Jährigen. Erinnert der Beginn von "Track You Down" mit seiner einfachen Begleitung an St. Thomas, kommen gegen Ende des Stücks eher die Beatles in den Sinn. "On The Tower" lehnt sich an High Llamas an; kaum verwunderlich, haben zwei ihrer Mitglieder am Album mitgewirkt. Der Titeltrack "Two Way Monologue" bietet im mittleren Teil eine angeskate Gitarre, überrascht dann aber mit einer Karussell-Melodie.
Jedes Stück besteht aus verschiedenen Teilen, die nahtlos ineinander übergehen - ständig ändert sich etwas, ohne dass man es bewusst wahrnimmt. Das zeugt von ausgeprägter Musikalität. Lerches Fähigkeit, scheinbar mühelos von einem Stil zu einem anderen zu wechseln, erinnert an Beck, Beach Boys, Beatles oder an sein großes Vorbild Elvis Costello.
So könnte das tröstende "Wet Ground" mit seiner verspielten Melodie aus einem Musical-Film stammen, "It's Over" aus einer nicht existierenden Filmmusik Paul McCartneys. "Stupid Memory" weist Country-Einflüsse auf, das abschließende "Maybe You're Gone" besticht durch ruhige Holzbläser und leises Akkordeon. Die Stimme passt sich dabei mühelos an und verliert weder in tiefen noch in hohen Lagen ihre Ausdrucksstärke.
Mit "Two Way Monologue" zeigt Sondre Lerche, dass ein riesiges Potential in ihm steckt. Das musikalische Reichtum könnte zwar mehr Zielstrebigkeit vertragen, um die Stücke näher zusammen zu führen. Dennoch plätschert das Album gemütlich vor sich hin und verbreitet gute Laune. Für ein Meisterwerk bleibt ja noch genügend Zeit.
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