laut.de-Kritik
Der Gothic-Rock ist alles andere als tot.
Review von Daniel StraubMit "Loadestone" erlebt eine Band, der wohl nur die allerwenigsten noch etwas zugetraut hatten, ihren zweiten Frühling. Spear Of Destiny, von vielen als ewiges Mauerblümchen des Gothic-Rock längst zu den Akten gelegt, präsentiert sich 2006 kraftvoll, kreativ, frisch und direkt. Ganz so, als lägen die besten Tage der Band gerade einmal ein paar Tage und nicht etwa mehr als zwei Dekaden zurück. Das unerwartete Comeback fügt sich bestens in die turbulente Karriere von Sänger und Mastermind Kirk Brandon.
Anfangs der 80er gründete er zunächst die Band Theatre Of Hate, die schon bald mit The Clash auf Tour gingen. Mancher Meinungsmacher bei der britischen Musikpresse sah in Theatre Of Hate schon "the next big thing", als persönliche Differenzen zur Auflösung der Band führten. Das war die Geburtsstunde von Spear Of Destiny. Mit viel Vorschusslorbeeren bedacht, ging Brandon mit der Band seinen ganz eigenen Weg irgendwo zwischen Underground und vorsichtiger Anerkennung. Das große Geld machten indes Bands wie The Cult, The Cure oder Sisters Of Mercy.
Zahllose Besetzungswechsel, Krankheiten und der streitbare Charakter von Sänger Brandon machten es der Spear Of Destiny nicht leichter. Umso mehr überrascht der aktuelle Longplayer "Loadestone". Souverän und mit träumerischer Eleganz baut die Band ihren melancholischen Wall aus Gitarren auf und zeigt, dass das Genre Gothic Rock noch längst nicht tot ist. Die tiefe Trauer in den Texten steht dabei in seltsamem Kontrast zur erfrischenden Wucht, mit der Spear Of Destiny aus den Boxen drücken.
Bei vielen Tracks scheinen The Cult als Referenzpunkt nicht allzu fern zu sein. Dennoch ziehen Spear Of Destiny mit "Loadestone" vor einer anderen Band den Hut: Joy Division. Wie immer, wenn man sich an Idolen versucht, ist die Gefahr groß, an der Größe des Originals zu scheitern. Spear Of Destiny gehen hier mit der ganzen Routine von über 20 Bandjahren und der Leidenschaft einer Newcomer-Combo zu Werke. Heraus kommt ein Bastard der typisch Spear Of Destiny ist und dennoch den Geist von Joy Division in sich trägt.
Sozusagen als Zugabe zur Musik von "Loadestone" haben Spear Of Destiny noch eine DVD mit dazu gepackt. Zu den 14 Songs des Albums flimmern ausgesuchte Frühwerke der Filmkunst über den Bildschirm. Expressionistische Klassiker wie "Das Kabinett Des Dr. Caligari" sind hier genauso zu sehen, wie etwa der erste russische Science Fiction "Aegria - The Queen Of Mars". Nicht nur für Freunde depressiver Gitarrenmusik ein Grund zuzugreifen.