laut.de-Kritik
Nicht immer sonniger Spaziergang durch vertrackte Klangwelten.
Review von Martin TenschertSquarepusher baut seine Marke seit 1996 mit konstant hochwertigem Output aus. Die Warp Labelfamilie gibt Sonderlingen wie ihm oder Aphex Twin ein zuverlässiges Zuhause. Man weiß, was man aneinander hat. "Damogen Furies" nennt der Pusher die neue LP, acht Mal Rave und Breakbeatgeballer vom feinsten.
"Stor Eiglass" legt gleich mit wahnwitzigen Sounds los, ist aber zugleich von zeitloser Eleganz. Reminiszenzen an die frühen 90er geben sich mit epochale Breaks ein Stelldichein. Die Dekonstruktion, das Durcheinander und seine Neuanordnung von Klängen - diese Kunst beherrscht Tom Jenkinson nach wie vor. Auch wenn Tracks wie "Rayc Fire 2" schon sehr hochfrequent zecken und Potential zu "Musik essen Nerven auf" haben, stellt man sich doch gerne dieser Herausforderung.
"Baltang Arg" zeigt, woher EDM-Helden wie Skrillex oder Siriusmo ihr Rüstzeug, ihre musikalischen Vorbilder her haben. Deep chords treten in einen Wettstreit mit Quietschsynthies, Industrialanleihen haben aber auch noch ein dezibelstarkes Wörtchen mitzureden.
"Kwang Bass" holt die verstaubte 303 raus und gibt ordentlich Essig in die Sauce. Unterlegt mit mystischen Sounds wobbelt das silberne Plastikkästchen unaufhaltsam, fräst sich seinen Weg über und unter die Beats. Und behält die Oberhand. Sieht man sich Bilder von Jenkins an, so ist seine Genialität, sein "Wahnsinn", wenn man so will, nicht sofort erkennbar.
Er spart sich die Auffälligkeiten lieber für seine Musik auf. Gut so, denn Tracks wie "Exjag Nives" gefallen mit ihrer lässigen Kombination von Gebratze und thereminartigem Leadsound. Das Arrangement darf hier nicht unerwähnt bleiben, der Track entwickelt sich unvorhersehbar, spielt mit Breaks und unerfüllten Erwartungen und wirkt am Ende doch schlüssig.
"Damogen Furies" ist ein nicht immer sonniger Spaziergang durch vertrackte Klangwelten, dennoch hat die Gallionsfigur des Breakbeat noch lange keine Patina angesetzt.
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