laut.de-Kritik

Wie Aerosmith im violetten Sonnenuntergang.

Review von

Wer den vier Südwalisern Eintönigkeit vorwirft, den strafen die Stereophonics auf ihrem zehnten Langspieler Lügen. Die noch immer knietief im Brit-Rock stehende Gruppe erfindet ihr angestammtes Genre nicht neu, lotet es aber mehr aus als auf den beiden vergangenen Scheiben. So treiben sie ihre Songs mal in Richtung Rock'n'Roll, mal geben sie sich verletzlich und reduzieren den Pomp auf zierliche Akustik-Balladen.

Mit fast jedem Song lernt man die Herren von einer anderen Seite kennen. Zwar bilden noch immer die klassisch rockende Gitarre und die geradezu kanonische Stimme von Kelly Jones den Kern der Songs, es tauchen aber auch Trompeten, Saxophon oder ein Saloon-Klavier auf. Saxophon? Die Alarmglocken schellen umsonst, denn auf einen Softporno-Soundtrack lassen sich die Stereophonics nicht ein.

Angenehmerweise hat ihr Spiel mit neuen Reizen nie etwas Anbiederndes, sondern verleiht den Stücken nur noch mehr Facetten. Etwa in "Geronimo", wo der stampfende Beat am Ende in Rausschmeißer-Manier noch genüsslich eine Runde nach der anderen dreht. Und man geht gerne mit. Songs wie dieser strotzen nur so vor Lebendigkeit, die zuweilen fast eine Live-Atmosphäre schafft. Kellys Gesangslinien geizen nicht mit großen Gefühlen, was nicht selten an Aerosmith oder gar Rod Stewart erinnert - auch was den Hang zum Melodramatischen angeht.

Jamie Morrison trommelt allerdings mit seinen flotten Rhythmen zeitgemäßer, während die mexikanische Trompete zwischendurch immer wieder filmmusikreif ins Rampenlicht rückt. Zwischen unendlichen Prärie-Weiten und violettem Sonnenuntergang darf man hier alles imaginieren, sofern man keine Allergie gegen Schmonz hat. Bereits hier zeichnet sich ab, dass sich die Platte zum Ende hin viel Zeit für Klimper-Einheiten nimmt. Da wird ausschweifend gejammt, improvisiert und wie in einer Cover-Band drauflos gezockt. Dennoch verzeiht man der Band die ein oder andere Belanglosigkeit wie "All In One Night" oder den Griff in die Rock-Retorte ("Chances Are").

In "Cryin' In Your Beer" kokettieren die Jungs wieder kaltschnäuzig dem Rock'n'Roll und lassen lässig eine dicke Bigband vorfahren. Das ist vielleicht nicht modern oder besonders individuell, aber eben auch kein überambitionierter Versuch, sich neu zu erfinden. Am meisten überzeugen die Stereophonics, wenn ihre Hooks sich selbstvergessen ein bisschen feiern, wie in der vorgeschobenen Zugabe "Would You Believe?" samt Gospel-Chor. Für Fahrstuhlmusik ("Elevators") ist diese Band nämlich nach wie vor viel zu gut.

Trackliste

  1. 1. Caught By The Wind
  2. 2. Taken A Tumble
  3. 3. What's All The Fuss About?
  4. 4. Geronimo
  5. 5. All In One Night
  6. 6. Chances Are
  7. 7. Before Anyone Knew Our Name
  8. 8. Would You Believe?
  9. 9. Cryin' In Your Beer
  10. 10. Boy On A Bike
  11. 11. Elevators

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