laut.de-Kritik
Spektakulärer Schall und Rauch.
Review von Giuliano BenassiZwischen dem vorliegenden Album und seinem Studiovorgänger "The Ultra Zone" (1999) liegen sechs Jahre. Untätig war Steve Vai in diesem Zeitraum nicht: Neben der Veröffentlichung verschiedener Raritäten-CDs war er mehrmals auf Tour und hat sich um den Ausbau seines Labels Favoured Nations gekümmert, bei dem er eine ganze Reihe an wenig bekannten, aber feinen Künstlern untergebracht hat. Dabei hat er bewiesen, dass er auch mit ruhigen Tönen umgehen kann.
"Real Illusions: Reflections" erscheint jedoch bei Sony und zeigt Vai von seiner bekannten Seite: laut und spektakulär. Der Opener "Building The Church" ist zwar nicht aberwitzig schnell, besitzt aber alle Zutaten, die Vai bekannt gemacht haben: Experimentierfreude, der virtuose Bass Billy Sheehans, ein wuchtiges Schlagzeug und der unverkennbare Killer-Gitarrensound.
Ab "Glorious" entfaltet sich ein gewaltiges Klangfeuerwerk. Davor wartet "Dying For Your Love" mit einer Überraschung auf: Begleitet von Mönchschören und Synthie-Akkorden, übernimmt der Maestro selbst das Mikrophon. Offensichtlich hat die Tour mit Yngwie Malmsteen im Herbst 2003 ihre Spuren hinterlassen.
Vais Hang zur Esoterik zeigt sich am Konzept des Albums, das eine Reihe an Szenen darstellen soll, die "auf den verstärkten mentalen Übertreibungen eines Wahrheit suchenden Irren" gründen. Im Kopf des Hauptcharakters Captain Drake Mason spielen sich interessante Dinge ab, zum Beispiel ein "Freak Show Excess", der seinen Namen durchaus verdient. "K'm-Pee-Du-Wee" und das orchestrale, live aufgenommene "Lotus Feet" sorgen für nachdenkliche Momente, während "Firewall" und "Yai Yai" die Leidenschaft des Gitarristen für vertrackte Rhythmen und abgefahrene Basteleien am Sound-Computer offenbaren.
"Unter alledem liegt so viel mehr", verspricht der Titel des letzten Stücks. "Wenn alles eine Illusion ist, warum ist dann alles so wichtig?" fragt der Diener Pamposh seinen Herrn, Captain Drake, zum Schluss. "Es mag alles eine Illusion sein, aber es ist eine sehr reale Illusion" lautet die Antwort. Eine Feststellung, die auch für Steves Vais Musik zutrifft.
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