laut.de-Kritik
Die Hits knattern wie 'ne Harley.
Review von Yan TemminghoffSteve Vai ist ein Paradiesvogel und hat neben seiner Solokarriere einige Bandaktivitäten vorzuweisen. Nach seinem Start bei Frank Zappa hatte er in den Achtzigern mit Ex-Van Halen-Vorturner David Lee Roth eine zünftige Hardrock-Kollaboration am Start ("Eat 'Em And Smile").
In diese Kerbe schlägt auch sein Projekt mit Motorcycle-Man Johnny "Gash" Sombrotto. Gash überlebte mehrere Stürze, den letzten allerdings nicht, somit ist die erst jetzt veröffentlichte Kollabo "Vai/Gash" als Tribut zu verstehen.
Vai beschreibt Sombrotto in den ausführlichen Liner Notes als väterlichen Freund und aufgrund der Vita als Vorbild. Gash trug bei einem Motorradunfall im Jahr 1977 schwere Verbrennungen auf 60 Prozent der Körperoberfläche davon. Obwohl er Jahre brauchte, um wieder auf die Beine zu kommen, stand das seiner Liebe für qualmende Fortbewegungsmittel auf zwei Rädern nicht im Wege. Und diese Passion führte ihn schließlich mit Vai zusammen.
Spaß machen die bereits 1991 eingespielten Tracks allemal, insbesondere "She Saved My Life Tonight": knattert wie 'ne Harley und hat eine Hook wie Hits von Desmond Child. Judas Priest sangen einst "Rock Hard, Ride Free". Dieses Lebensmotto übersetzt Vai gemeinsam mit Sombrotto in acht Songs, die Kante und Können vereinen.
In diesem Dunstkreis bewegen sich auch die restlichen Tracks. Das gemäßigte "Flowers Of Fire" ist der obligatorische Tränenzieher, und mit "Danger Zone" darf die Gröhl-kompatible Party-Nummer nicht fehlen.
Vai spielt weniger mit Hirn als mit seinen Muskeln, was der Eingängigkeit des Dargebotenen zuträglich ist. Ein paar feine Licks lässt er vom Stapel purzeln, bereitet zuvörderst mit seinen Riffs den Boden für Gashs Vocals. Dessen Stimme kann Hardrock und erinnert an Graham Bonett oder David Coverdale.
Die Lyrics triefen nur so vor Biker-Romantik. "Slippin into leather and my boots are too cool, My bike has got a scream like a killing machine and a body like a dirty dream" heißt es etwa im schmissigen Opener "In The Wind", einem an AC/DC geschulten Rocker mit Barpiano als zusätzlichem Schmankerl.
Die Reime rangieren nicht unbedingt auf Novalis-Niveau ("The only thing that i can say is pray baby pray"). Ob eine Zeile wie "The winds of change are changing" in philosophische Sphären oder die Sparte Spaß passt, muss jeder für sich entscheiden. Aber egal, wer röhrt wie Gash und zockt wie Vai kann sich auch solche Lyrics erlauben.
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