laut.de-Kritik
Biedern sich die Schwaben zu sehr dem Markt an?
Review von Michael EdeleVerdammt, jetzt ist es doch tatsächlich schon fünf Jahre her, seit Stone The Crow mit "Reduce To Max" ein erstklassiges Alternative Rock-Album auf den Markt geschmissen haben. Nun melden sie sich endlich mit "Fitting The Pieces" zurück, werden aber mit dem Vorwurf leben müssen, sich sehr dem Markt angebiedert zu haben.
Basser Tom hat die Scheibe anscheinend parallel zu seinem Studium an der Pop-Akademie in Hamburg produziert. Muss man ganz klar zugestehen, dass der Sound der Scheibe ausgesprochen gut ist. Es steht wohl auch außer Frage, dass der Mann (wohl nicht nur dank seines Studiums) sehr gut weiß, was sich wie verkauft. Somit bleibt eigentlich nur die Frage: Dreht man Stone The Crow einen Strick draus, dass sie bewusst radiotauglichen Alternative Rock spielen? Oder genießt man die gute Musik und freut sich, dass sie von einer Band aus Deutschland stammt?
Persönlich entscheide ich mich für Letzteres, auch wenn die Single "Healing" (da waren wir wohl sehr auf dem Coldplay-Trip) und das folgende "Lunar" aufgrund ihrer extremen Eingängigkeit (glattgebügelt, möchte man fast sagen) einen Teil ihrer Halbwertszeit einbüßen. Ob das nun an der Tour im Vorprogramm von 3 Doors Down liegt, sei mal dahin gestellt. Jedenfalls bedienen beide Bands mehr oder weniger dasselbe Publikum, wenn auch auf etwas unterschiedliche Weise. Beschränken sich die Amis hauptsächlich darauf, ein wenig um ihre Balladen herumzurocken, gehen die Schwaben erdiger zur Sache.
Gute Überzeugungsarbeit leisten da rockigere Nummern wie das Eröffnungsdoppel "Edge" und "Honesty" oder auch "Skin". Elektronik oder ähnlichen Schnickschnack lassen die Jungs dabei weitgehend außen vor, gerade mal "Strong" blubbert am Songanfang ein wenig vor sich hin. "All" oder (bedingt) "Crush" mögen ein wenig zu sehr nach Nu Metal klingen, doch wenigstens haben die Songs ordentlich Wucht im Ärmel. So wirkt das sanfte "Them Straight" im Anschluss noch zerbrechlicher, auch wenn die beiden oben genannten Bands schwer grüßen lassen.
Einen ganz eigenen Charme, und das nicht nur wegen des etwas ausgefalleneren Drummings, hat "Coming Home". Dieser und der finale, sphärische, ein wenig an A Perfect Circle erinnernde Track "Drive" haben sich schnell zu meinen Album-Favoriten entwickelt. Bei der ganzen Analyse sollte man allerdings nicht vergessen, dass Stone The Crow ein Dutzend Songs eingespielt haben, die unterm Strich allesamt Spaß machen. Zudem haben die Schwaben mit Marc Stone einen Sänger in ihren Reihen haben, der sich auch international nicht verstecken muss.