laut.de-Kritik

R'n'B ist nicht eure Welt. Ihr gehört in den Pop, Mädels.

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Die distanzierten Stimmen der drei Mädels machen eindeutig den Reiz der Sugababes aus. Was aber, wenn diese immer öfter ins Blutleere driften? Ihr viertes Album "Taller In More Ways" versucht die Sugababes vielschichtiger darzustellen, endet jedoch in einem stilistischen Schneegestöber: Alles gerät durcheinander und man verliert das Ziel aus den Augen.

Der größte Schock: Die erste Single des Albums - sonst immer ein Brett, man denke nur an "Freak Like Me" oder "Overload" - enttäuscht im Durchschnitts-Radioformat. Das hört sich zwar jeder nach dem fünften Durchgang schön, interessant ist hingegen was anderes. So suche ich auf dem Album weiter nach mindestens einem außergewöhnlichen Song.

Garantiert nicht der P.Diddy Rip-Off "Gotta Be You". Durchschnittlicher R'n'B - garantiert nicht die Stärke der Drei. Bis Track sieben muss ich warten, da rütteln mich bei Depeche Mode geklaute Anfangsakkorde wach. "It Ain't Me" ist edgy, spielt mit flubbernder Elektronik. Wäre da nicht dieser absolut belanglose Refrain und der schnulzige Zwischenpart. Wieder in die R'n'B-Falle getreten. Autsch! Auch "Joy Division" (ob sich die Damen über die Bedeutung dieses Titels bewusst sind) versucht sich in elektronischen Off-Beats. Leider driftet er in eine locker-flockige Sommer-Nummer ab. Um richtig gut zu sein müsste die Devise der Sugababes allerdings lauten: Keine gefälligen Auflösungen der Songstrukturen, bitte.

Vielleicht taugt wenigstens die einzige lupenreine Ballade der Platte? "Follow Me Home" trägt Bristol Mitte der Neunziger in sich. Schwirrende Streicher liegen über trippend-sanften Beats. Der Rest der Songs läuft leider unter ferner liefen. Immer wieder nehmen die Mädels Anlauf, um mehr schwarze Seele in ihre Songs zu legen, halten sich aber beim R'n'B auf. Aber das ist nicht eure Welt. Ihr gehört in den Pop, dort könnt und sollt ihr glänzen. Ich hoffe, ihr besinnt euch das nächste Mal darauf. Am besten stehen euch eben immer noch edgy aber catchy Pop-Songs. Oder lupenreine Balladen.

Trackliste

  1. 1. Push The Button
  2. 2. Gotta Be You
  3. 3. Follow Me Home
  4. 4. Joy Division
  5. 5. Red Dress
  6. 6. Ugly
  7. 7. It Ain't Easy
  8. 8. Bruised
  9. 9. Obsession
  10. 10. Ace Reject
  11. 11. 2 Hearts

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Großbritannien anno 2000. Wir befinden uns in einer Zeit, da die großen Mädelbands, die da über den großen und kleinen Teich zu uns herüber säuseln, …

1 Kommentar

  • Vor 16 Jahren

    lupenreine Balladen?! Wie wärs mit 'ugly' ein großartiger Song! Genauso gut '2 Herats' und 'Ace Rejected'!

    Außerdem sind absolute Ohrwürmer garantiert bei Songs wie: Red Dress, Obsession (Einem echt gutem Coversong), It Ain´t Easy und Bruised... 'Better' is auch nicht zu verachten