laut.de-Kritik
Auf verlorenem Posten gegen die Orchester-Orks.
Review von Artur SchulzViel mehr Gefühlsseligkeit geht kaum, zieht man die offizielle Verlautbarung zu Susan Boyles neuem Album heran. "Es gibt bestimmte Songs, die ich persönlich liebe und die großartig zu den Geschichten passen, von denen mir die Menschen berichteten. Also sollte das neue Album davon handeln," heißt es da. Abzutun als reiner Promotion-Gimmick - wäre Susan nicht eine Person, der man solches Vorgehen unbesehen abkauft.
Nach pathetischem Beginn glückt Susans Interpretation der "Unchained Melody" überraschend gut. Der Song zeigt sich musikalisch angenehm entschlackt. Zunächst begleitet nur ein Piano die Schottin, die sich gesanglich geglückt dem Klassiker der Righteous Brothers annimmt. Die sonst allgegenwärtig drohenden Strings verbleiben im weiteren Song-Verlauf nicht weiter störend im Hintergrund.
Sogar ein Titel von Depeche Mode hat es aufs Album geschafft. Susan Boyle gewinnt mit ihrer Interpretation "Enjoy The Silence" neue Seiten ab - das Arrangement dazu gerät weniger originell. Zum Ende hin macht ein wüster Chor dem ganzen Unterfangen den Garaus. Joni Mitchells "Both Sides Now" verleihen die Produzenten allzu bemüht einen klassisch anmutenden Anstrich.
Tatsächlicher musikalischer Nährwert ist wenig auffindbar. Spätestens während "Mad World" und "Autumn Leaves" hält es auch der wohlmeinendste Zuhörer nicht mehr aus. Uninspiriert klimperndes Piano-Beiwerk und weihnachtliche Streicher geben mehr als nur eine Ahnung vom Schrecken der kommenden Wochen.
So kämpft Susan auf "Return" fraglos tapfer, doch nicht siegreich einen verzweifelten Kampf gegen mitleidlose Horden übermächtig auftrumpfender Orchester-Orks. Gershwins "Someone To Watch Over Me" mag man aus ihrem Munde tatsächlich als Hilferuf interpretieren, endlich einmal mit ernstzunehmendem Produktionsteam arbeiten zu können.
Denn Miss Boyle und ihr Gesang haben was - schade nur, dass sie für ihre Alben stets die falschen Flüsterer um sich schart. Oder scharen lassen muss: der ewige Fluch eines Talentshow-Teilnehmers.
3 Kommentare
Orkester
wenn ich die scheisse sehe die momentan an alben veröffentlicht wird, merke ich das es wieder weihnachtet...
Enjoy the Silence empfinde ich als eine der besseren Coverversionen. Einfach schön relaxt. Wenn ich da an Nina Hagens Personal Jesus denke, boah, da schüttlets mich.