laut.de-Kritik
Norwegische Volkslieder mit elfenhaftem Gesang.
Review von Toni HennigKathrine Shepard alias Sylvaine zählt spätestens seit ihren letzten beiden Alben zu den aufstrebenden Acts der Post Metal-Szene. Nun legt sie mit "Eg Er Framand" eine rein akustische Veröffentlichung vor. Die enthält neben traditionellen norwegischen Volksliedern auch drei eigene Kompositionen.
Schon "Dagsens Auga Sloknar Ut" verdeutlicht, dass der elfenhafte Gesang der mittlerweile in Oslo lebenden Sängerin und Multiinstrumentalistin hier noch mehr im Vordergrund steht als auf den bisherigen Studioalben. Die begleitenden dronigen Orgelklänge erinnern an Anna von Hausswolff. Erst gegen Ende kommt eine gewisse erhabene und ätherische Schönheit zum Tragen, die man mit den Metalveröffentlichungen Sylvaines verbindet. Auch im weiteren Verlauf stehen bedächtige Töne auf dem Programm. So kommt "Arvestykker" als folkige A cappella-Nummer daher.
Dennoch bleibt die 33-Jährige dann am besten, wenn sie den Songs Raum lässt, sich zu entwickeln und Intensität aufzubauen. Die findet diesmal jedoch nicht ihre Entladung, wie "Eg Veit I Himmelrik Ei Borg" beweist, das mit dunklem Cello und ruhigen, postrockigen Sounds an der Gitarre die Spannung bis zum Schluss hält. Einen Ausreißer auf dieser EP stellt "Livets Dans" dar, in dem sich zwar Shepard auch alle Zeit der Welt lässt, das aber durch die rituellen Trommeln und die kraftvolle Melodie eine recht archaische, tänzerische Note besitzt.
"Tussmørke" stellt eine Weiterführung des Eröffnungstracks dar und hat mehr Interlude- denn Songcharakter. Der finale Titelsong schließlich ist ein intensives und melancholisches A Cappella-Stück, in dem viel Raum zwischen den einzelnen Tönen herrscht. Man vernimmt sogar durchgehend ein hintergründiges Rauschen und hier und da ein leichtes Knarzen, so intim klingt die Aufnahme.
Diese Intimität stellt auch den Unterschied zu einen musikalisch ähnlich gelagerten Act wie Myrkur dar, die mit "Folkesange" ebenfalls schon eine folkige Aufnahme veröffentlicht hatte. Von Opulenz fehlt auf dieser Veröffentlichung nämlich so gut wie jede Spur. Vielmehr entführt Sylvaine auf fast meditative und trancehafte Art und Weise in eine fremde Welt, die tief in der norwegischen Tradition verwurzelt ist.
1 Kommentar
Hab mir das Album auch schon vor Wochen gezogen. Fand den Gesang und die Atmo sehr hypnotisch und nice!