laut.de-Kritik

Nicht eine Line, die puncht!

Review von

Ich muss gestehen, ich mag T-Low. In Streams, Interviews und Vlogs kam mir der 22-jährige Trapper aus Itzehoe überraschenderweise recht sympathisch, bodenständig und reflektiert vor. Auch musikalisch gewinne ich ihm durchaus etwas ab. "We Made It" ist einer der besten Deutschrap-Songs, die 2022 erschienen sind. Seine Ausflüge auf die im deutschen Mainstream noch nicht angekommenen Detroit-Trap-Beats wie beispielsweise auf "Überall In Bape" oder "Untertitel" (ein Track vom objektiv besten noch lebenden Rapper KDM Shey, auf dem T-Low gefeaturt ist) höre ich regelmäßig. Wer mir jetzt einen schlechten Musikgeschmack attestiert, ist ein frustrierter "JBG 2"-Hörer.

Ich wollte "Drug Related Lifestyle" also wirklich mögen und ich wollte dieses Album unbedingt rezensieren, um klarzustellen, dass die drei Sterne, mit denen dieser Yannik™ "Percocet Party" versah, nicht auf seine ihm häufig vorgeworfene Geschmacksverirrung zurückzuführen ist, sondern, dass es sich bei T-Low tatsächlich um einen unterschätzten Artist handelt. Leider ist "Drug Related Lifestyle" ziemlich furchtbar.

Seine brauchbare Stimme und das Gespür für eingängige Melodien ändern daran auch nichts. Der Titel des Openers "Love Is Just A Drug" beinhaltet schon alle Themen der kommenden 17 Tracks. In so gut wie jedem Song geht es um T-Lows Addiction und um seine Liebe zu seiner Ex-Freundin Kaya. Er erwähnt sie zwar nicht namentlich, aber da ich mir wirklich einige T-Low-Streams und Interviews gegeben habe, bin ich mir ziemlich sicher, dass ich mit meiner Vermutung richtig liege.

Aber es wirkt mehr erbärmlich als emotional ergreifend, wenn er aus "Liebe" zu seiner Ex androht, ihren neuen Freund zu ermorden und sich dann zu suizidieren: "Wenn du 'nen Neuen hast schieß' ich ihm ins Gesicht und danach mir." Was ein reifer junger Mann.

Als ich mir T-Low 45 Minuten am Stück geben musste, fiel mir erst auf, wie schlecht seine Texte wirklich sind. Klar, ich hielt seine wahrscheinlich in unter zehn Minuten oder komplett gefreestyleten Lyrics nie für eine Offenbarung, aber auf "Drug Related Lifestyle" verirrt sich nicht eine Line, die puncht. Das soll ihm mal einer nachmachen.

Der vielleicht einzig brauchbare Song heißt "Lange Her", auf dem T-Low solide flowt und die ausdrucksstärkste Zeile des gesamten Albums rappt: "Pfandflaschen zum Netto bring'n ist nicht so lange her." Das Piano-Sample, unterlegt mit einer dezenten E-Gitarre, erinnert an Kollegahs "Nebel". Es gibt wahrlich schlimmere Kollegah-Tracks. Die Single-Auskopplung "Sucht" mit einem pop-punkigen Beat hat noch irgendwie so etwas wie Hit-Potenzial und sogar eine Message: Haltet euch von den Drogen fern, Kinder!

Die restlichen Instrumentals bestehen eigentlich nur aus Juice WRLD-Guitar-Type-Beats. Weniger Persönlichkeit hatte dieses Jahr höchstens der Sound von "Bülowstrasse".

"Das' das Album meines Lebens", das suggeriert ja, dass das nächste Album noch schlechter wird! Wie auch immer das gehen soll, aufgrund dieser Aussage empfehle euch, dieser Warnung Glauben zu schenken und um seine nächsten Longplayer direkt einen großen Bogen zu machen.

Trackliste

  1. 1. Love Is Just A Drug
  2. 2. Broken Souls
  3. 3. Lange Her
  4. 4. Drogenkinder
  5. 5. Till The Wheels Fall Of
  6. 6. Sucht
  7. 7. Love&Drugs
  8. 8. Drugs&love
  9. 9. Warum?
  10. 10. Für Immer
  11. 11. Kalt
  12. 12. Stumblin In
  13. 13. Block Me
  14. 14. Nikekarton
  15. 15. Mein Wasser
  16. 16. Give Me Flowers Now
  17. 17. Psyched Out Genie
  18. 18. Hoffen Wir...

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