laut.de-Kritik

Odyssee, ach herrje, das tut weh.

Review von

"Odyssee", ach herrje. Das tut mir weh. Mindestens genauso schlecht wie dieser Reim ist die fröhliche Vorweihnachtszeit mit ihrem wahnsinnigen Konsumzwang und den ollen Popstars, die eh schon gut bei Kasse sind und alle Jahre wieder ein Best of-Album raushauen. Natürlich müssen auch Take That da wieder mitmischen. Immerhin vergeben sie der Tragödie einen Titel, "Odyssey", macht die Produktion allerdings auch nicht wirklich besser.

Eine lange Irrfahrt haben die Männer hinter sich, und das muss natürlich gefeiert werden. Die Rückkehr von Robbie Williams? Eher nicht. Viel mehr 30 Jahre Take That. Herzlichen Glückwunsch. Das Jubiläum findet wohl im nächsten Jahr statt, genau genommen sogar erst 2020?! Egal. Auf jeden Fall sind Take That schon sehr lange im Showbusiness und haben dabei so einigen Charme und vor allem Boymitglieder verloren.

Erst Robbie Williams (1996), der schaute zwar 2011 noch mal kurz vorbei und sorgte somit für ein weiteres Highlight der Bandgeschichte, aber war dann auch ganz schnell wieder weg. 2014 verließ dann auch noch Jason Orange die Truppe. Nun sind die Heiligen Drei Könige Gary Barlow, Howard Donald und Mark Owen als Trio unterwegs und haben uns was mitgebracht. 27 Songs auf einer limitierten Super-Special-Deluxe-Mega-Hits-Live-Bonus-Box. Damit wollen sie noch mal zeigen, wie prallgefüllt ihr Song-Repertoire ist.

Das gibt es im neuen Jahr dann auch noch mal live zu sehen und zu hören. Und damit es nicht so leer auf der Bühne ist, hat sich Rick Astley als Gaststar angekündigt, zumindest auf der Englandtour. "Never Gonna Give You Up" werden wir dann wohl auch noch im betörenden "Odyssey"-Mix hören.

Mit diesen Bonus-Mischungen quälen sie uns hier schon vorab. So unnötig wie die Best Of sind die Mix-Versionen der altbewährten Hits. Ein Unterschied ist kaum zu hören, oder haben sie bei "Back For Good" den Robbie raus geschnitten? Alles wirkt sehr aufgesetzt und mal eben durch das Mischpult gejagt. "Relight My Fire" wirkt einfach zu Happy-Funky, und definitiv zuviel Klatsch-Rhythmus-Gedöns gibt es u.a. bei "Everything Changes". Auf diese schlimmen abgehackten Beats kann ja kein normaler Mensch mehr tanzen. Aber vielleicht mögen das ja die Neugeborenen TT-Fans? Die Kinder und Enkelkinder der Ur-Ur-Boyband-Fans fahren ja jetzt auch auf alle 80er Hits ihrer Eltern ab.

Es gibt immerhin drei neue Songs, und mit dem richtigen Swing bekommen sie einen ja doch immer. "Out Of Our Heads" ist ein schwungvolles Lied, das knapp drei Minuten für gute Stimmung sorgt. Die gute Laune sackt mit dem folgenden Saxophon-Solo (nichts gegen Saxophon, aber das kann auch echt nervig sein) allerdings gleich wieder in den Keller ("A Million Love Songs"). Und noch eine schlechte Seite an dieser Compilation, man entdeckt leider auch ganz schlimme Songs, die man zum Glück nicht mitbekommen hat, denn irgendwann lässt auch ein euphorischer Kreischalarm mal nach. "Get Ready For It" ist zum Weglaufen, dieses Gedudel-Gefühls-Unding verdrängt man besser wieder ganz schnell.

Ok, bei "How Deep Is Your Love" (hier als Akustikversion) geht auch noch mal das Herzchen auf. Da werden Erinnerungen wach, als man noch am Lagerfeuer saß und mit Freundinnen und Sekt auf Eis die ersten Liebes-Freuden und -Kummer bequatschte. Aber immer noch drängelt sich dieser Gary Barlow so plump in den Vordergrund. Mit Stimme und Piano betet er uns unerbittlich "Pray" in einer "neuen" Version vor, wobei ich das Original auch schon immer schlimm fand. Wie die armen Jungs sich damals halbnackt im Video in Sand und Wasser herum räkeln mussten. Und dazu auch noch beten?

Und dann covern sie am Ende dieser "Odyssey" auch noch Michael Jackson. Aber irgendwie klang "Heal The World" auch mal anders ... ach nee, "Rule The World" vom TT-Album "Beautiful World". Ist mir zu viel Welt. Und es geht sogar noch schlimmer. Zum Jubiläum wird es ein Musical zur Bandgeschichte geben. Die touren damit wohl auch schon gerade durch England und kommen dann nach Berlin damit. Immerhin sind sie da auf der Bühne wieder vollständig.

Wie der Robbie wohl aussieht? Eigentlich auch egal. Und man braucht auch diese Doppeldecker-CD nicht. Für eine bessere Welt schon mal gar nicht. Dann lieber das Geld spenden oder in Sleaford Mods-Platten inventieren. In diesem Sinne Prost und Happy Motz-Days!

Trackliste

Disc 1

  1. 1. Greatest Day (Odyssey Mix)
  2. 2. It Only Takes A Minute (Odyssey Mix)
  3. 3. These Days (Odyssey Mix)
  4. 4. Could It Be Magic (Odyssey Version)
  5. 5. Everything Changes (Odyssey Version)
  6. 6. Travel Interlude
  7. 7. Out Of Our Heads
  8. 8. A Million Love Songs (Odyssey Mix)
  9. 9. Sure (Odyssey Mix)
  10. 10. Love Ain't Here Anymore (Odyssey Version)
  11. 11. Spin
  12. 12. Cry (Odyssey Mix) - Sigma
  13. 13. Said It All (Odyssey Mix)
  14. 14. How Deep Is Your Love (Odyssey Version)

Disc 2

  1. 1. Let's Do It Again Interlude
  2. 2. Patience (Odyssey Mix)
  3. 3. The Flood (Odyssey Mix)
  4. 4. Back For Good (Odyssey Mix)
  5. 5. Get Ready For It (Odyssey Alt Intro)
  6. 6. Everlasting
  7. 7. Giants (Odyssey Mix)
  8. 8. Shine (Odyssey Alt Intro)
  9. 9. Never Forget (Odyssey Version)
  10. 10. Relight My Fire (Odyssey Version)
  11. 11. Babe (Odyssey Version)
  12. 12. Pray (Odyssey Version)
  13. 13. Rule The World (Odyssey Version)

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