laut.de-Kritik
Von der Stille zwischendrin.
Review von Giuliano BenassiSein sechstes Studioalbum hat der Wahl-Londoner weitgehend auf Färöer aufgenommen, dort, wo er aufwuchs. Dabei verpflichtete er neben lokalen Musikern "zwischen acht und 83 Jahren", wie er im Booklet schreibt, auch Streicher und Bläser. Von einem Stück abgesehen geht es aber nicht wirklich orchestral zu. Eher handelt es sich um eine klangliche Umrahmung der Stille.
Den fast schon poppig anmutenden Opener "Hopeful" bestreitet im Wesentlichen ein Klavier mit viel Hall zu Teiturs hoher, klarer Stimme, stellenweise begleitet von einer Harfe. "If You Wait" spielt dagegen mit einem Text, der mit "If" beginnt und sich allmählich zum Satz "If you wait a little longer than you normally would the most amazing thing may appear ... Most likely nothing will happen" entwickelt. Zu Beginn besteht das Stück einzig aus Pausen, einzelnen Worten und zeitgleichen Streicherklängen, dazwischen kommt eine folkige Akustikgitarre zum Einsatz, gegen Ende Orchester und ein mächtiger Chor, bevor Teitur das Stück solo mit seiner Stimme beende - minimal und aufwändig zugleich, und dennoch leicht wie eine Feder.
Melancholisch, aber nicht traurig, sondern eher hoffnungsvoll bleibts auch im weiteren Verlauf zu. Das verträumt fröhliche "Antonio And His Mobile Phones" klingt schon fast wie ein Kinderlied, "Rock And Roll Band" trotz seines Titels eher nach entspannten Old School-Country. "Hard Work" bietet afrikanisch anmutende Rhythmen und chorale Gesänge von "einer Menge Leute, die Samstagnacht in der Stadt unterwegs waren", davor aber offenbar nicht zu tief ins Glas geschaut hatten, so harmonisch klingt das Ergebnis.
"It's Not Funny Anymore" tanzt etwas aus der Reihe. Im niederländischen Eindhoven aufgenommen, stammt die orchestrale Begleitung aus der Feder von Van Dyke Parks, der seit der Zusammenarbeit mit Brian Wilson auf dessen gescheiterter Megaproduktion "Smile" Kultstatus genießt. Das von Nico Muhly (Björk, Antony & The Johnsons) dirigierte Ergebnis klingt nach Disney-Zeichentrickfilm und fällt eine Spur zu schnulzig aus.
Umso experimenteller geht es auf "Monday" zu, einer Klangkollage aus Klavier, bedrohlichen Streichern, verschiedenen Chören und gesprochenen Passagen. Hier hält sich Teitur vornehm zurück und ist gar nicht zu hören. Dafür übernimmt er auf dem kurzen "Indie Girl" außer einer Fiddle alle Instrumente, inklusive einer scheppernden Drummachine, die aus dem Stück so etwas wie eine Fußgängerzonen-Performance macht.
"Walking Up The Hill" bildet den perfekten Abschluss mit Teitur, der eine volkstümliche Melodie anstimmt und sich von Bläsern, Möwen, dem Rauschen des Meeres und plätschernden Wellen begleiten lässt, die zum Schluss in einen Kinderchor übergehen.
"Story Music" ist ein mächtiges Album geworden, gleichzeitig einlullend, überraschend, vielfältig und tiefgründig. Und eines, das es sich immer wieder lohnt, aufmerksam anzuhören. Bei jedem Mal erfreut man sich an neuen Klängen und Schattierungen. Und der Stille zwischendrin.
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