laut.de-Kritik

Die Antworten auf alles Übel sind Rock'n'Roll und starker Whiskey.

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Mit den neun Songs auf "Down To The River" der The Allman Betts Band kehrt die goldene Ära des Gitarrenrock zurück. Wer aber hier mit Blues-Rock rechnet, den überrascht Allman junior. Davon bringt er gar nichts außer hier und da ein paar dezente Akzente.

Der Titeltrack könnte in den Stax-Studios entstanden sein und erinnert an die gute alte Zeit des Otis Redding. Gesanglich, orgeltechnisch und rhythmisch befinden wir uns hier im Southern Soul. Die ausdrucksstarken Vocals von Allman retten auch die unauffällige Akustiknummer "Try". In "Shining" zaubert die Combo dagegen einen orchestral dichten Sound aus Gitarren und Bass und reißt gerade in den Instrumentalstrecken die Aufmerksamkeit an sich, in fein gesponnenen chromatischen Tonverläufen, die traumhaft entspannt aufeinander aufbauen.

Der Opener "All Night" zückt aus dem Basis-Zutatenkasten eines Rockklassikers die jaulende Lead Guitar, aus der Ferne zugemischte Tastentöne und eine entschlossene Bass Drum. Das alles wäre jetzt noch nichts Nostalgisches, wenn es nicht so nach Holz und Wärme klänge. Denn hier erfüllt sich die latente Sehnsucht der Vinyl-Freaks und Stereo HiFi Dolby Surround-Freunde, der Fans des "Authentischen" und der Folk-Nostalgiker: The Allman Betts Band wagt einen neuen Schritt und macht alles alt. Die gesamte Musik floss ausschließlich auf Magnetbänder.

Der Name Allman erinnert an die elegischen Southern Rock-Melodiebögen der Allman Brothers Band, deren Schallwellen durch die 'Herbstluft' schwingen: "Autumn Breeze" vertont zugleich auch den Hippie-Sommer, mit VW-Bus von Festival zu Festival ziehend. Eine zarte, vorsichtige Akustikgitarre macht den Auftakt, ein rauchiges E-Gitarrensolo setzt eine zweite Südstaaten-Duftmarke. Sie riecht genau nach dem süßlichen Aroma gewisser Campingplätze, nach einem anderen süßlichen Duft rosafarbener Magnolien, nach dem karamell-malzigen Geruch bestimmter rotbrauner Mississippi-Biere und der brackigen Ausdunstung des Flusses mit seinem modernden Unterholz, darüber scharfe Tomatensoße mit einem Eintopf aus rotem Curry, Fisch und Reis, 'Fish'n'Prawn'. Hier hat sich die Welt noch nicht ins Cleane, Digitale verwandelt, und so geht auch diesem Album das Digitale ab.

Obwohl bekannt ist, dass die Welt sich schnell dreht und immer schlechter wird: "This whole world's gone crazy / have I gone insane / I just don't know / My grandfather raised me / Whiskey, rock'n'roll and a fish and prawn / This whole world keeps turning Watch my friends go old / As tomorrow unfolds / There's a hole in the sky / and I spread my wings and fly / It's time to move on" Diese paar Zeilen sagen bereits alles und reichen für neun Minuten. Die Antworten auf alles Übel lauten Rock'n'Roll und starker Whiskey. Überliefert hat das der Großvater.

Für "Down To The River" suchten die Musiker der Allman Betts Band die analogen Magnet-Spulen in Alabama an einer berühmten Straße, deren Weg heute sonst Tattoostudios und Fastfood-Ketten säumen. Die Muscle Shoals Studios schienen ihnen recht für das Retro-Unterfangen. Dass sie nichts Neues erfinden, steht der Platte als das eine Manko im Weg. Dass die Dramaturgie der Scheibe etwas willkürlich und verträumt wirkt, könnte, je nach Geschmack, das andere Manko darstellen.

Allerdings muss man eine CD von solch erhabener und erlesener Qualität erst einmal hinbekommen. "Southern Accents" lassen Allman und Betts junior mit Slide-Gitarrist Johnny Stachela, trotz des Umfelds vieler Saiten-Zupfer, als Klavierballade neu erstrahlen. Der Titel von Tom Petty schien nicht zu toppen, bis Johnny Cash seine tiefe Stimme darauf legte und Rick Rubin das produzierte. Aber so bewusst wie aus dem Mund von Devon Allman vorgetragen, hat man den Song bisher nicht hören können. Die Slide Guitar heben sich die Jungs für kurz vor Ende auf. Die Stimmung klingt heilig und macht sprachlos. Alleine schon dieser Coverversion wegen muss man sich die Platte anhören.

Trackliste

  1. 1. All Night
  2. 2. Shining
  3. 3. Try
  4. 4. Down To The River
  5. 5. Autumn Breeze
  6. 6. Good Ol' Days
  7. 7. Melodies Are Memories
  8. 8. Southern Accents
  9. 9. Long Gone

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