laut.de-Kritik
Danger Mouses Frischzellenkur verfeinert den dreckigen Blues.
Review von Alexander CordasDanger Mouse als Produzent des neuen Black Keys-Albums? Geht das? Widerspricht das nicht komplett der DIY-Philosophie des unverfälscht dreckigen Sounds des Duos?
Könnte man meinen. Wer aber mit dem doch äußerst sperrig geratenen "Magic Potion" so seine Probleme hatte, darf sich auf einen wärmer klingenden Sound freuen. Die Gnarls Barkley-Hälfte verpasst Carney und Auerbach eine Frischzellenkur.
Hier mal eine Schweineorgel, da ein paar elektrifizierte Spielereien, dort ein Basslauf peppen das Erscheinungsbild der Black Keys um ein paar wohltuende Nuancen auf. Das Grundgerüst der Kompositionen bleibt indes unberührt. Der Blues lebt im Black Keys-Kosmos und atmet überaus vital die staubige Luft aus Ohio.
Im Waschzettel zur Scheibe steht, dass die Chemie zwischen der gefährlichen Maus auf der einen sowie Patrick und Dan auf der anderen Seite sofort gestimmt habe. Das ist der Produktion anzuhören, denn die klingt trotz einiger Spielereien genau so, wie sich das Duo anhören soll, ohne überladen zu wirken. Was klanglich absolut in Ordnung geht, sorry, ich muss es erwähnen, geht auf der optischen Seite mal gar nicht. Dan Auerbach sieht mittlerweile aus wie eine Mischung aus Problembär, "Der Mann In Den Bergen" und einem Zumsel.
So ganz leicht machen sie es einem trotz geändertem Soundkonzept aber doch nicht. "All You Ever Wanted" ist alles andere als ein klassischer Opener. Langsam schlurfend, mit der ein oder anderen gesanglichen Schrägheit kommt alles erst nach knapp zweieinhalb Minuten in Fahrt, wenn Frau Schweineorgel ein wenig vom Leder zieht. Nach nicht einmal drei Sekundenzeigerumdrehungen ist schon wieder Schicht im Schacht.
"I Got Mine" rummst daraufhin die Verhältnisse wieder zurecht, und auch das folgende "Strange Times" müht sich ganz heftig an rockigen Fronten. Hier passt wieder einmal alles: Den Groove unterstützende Handclaps und sanfte Honkytonk-Einwürfe im Mittelteil lockern die zwingende und deftig nach vorne schiebende Rhythmik wieder etwas auf und runden den Song wundervoll ab.
Seltsame, schräg anmutende Synth-Effekte, Gitarrenparts und ein Banjo erzeugen in "Psychotic Girl" eine skurrile und irgendwie an einen Tim Burton-Film erinnernde Atmosphäre. Der geisterhafte Backgroundgesang, der nach verlorenen Seelen klingt, würde sich perfekt als morbid-verquerer Soundtrack eignen.
Etwas aus dem Rahmen fällt der mit sachten Dosenbeats unterstützte und träge dahin schlurfende Schunkler "Remember When (Side A)". Nicht von ungefähr grenzt sich die Namensgebung des Song von seinem Pendant "(Side B") ab, stürmt dieser Part doch mit einem an die Kinks erinnernden Riff nach vorne weg. Hier und ganz deutlich bei "Same Old Thing", in dem eine tiefer gelegte Bassline die Darmzotten zum Schwingen bringt, zeigts sich die ganze Stärke von "Attack & Release": es groovt ganz gehörig.
Der einzige Wehrmutstropfen ist die Mickerspielzeit von nicht einmal 40 Minuten. Gut, die Black Keys sind in der Grundausrichtung retro, aber so weit müssen die beiden ja nicht gehen, dass sie auch Vinyl-Spielzeiten aus den 60ern bei ihren Alben veranschlagen.
1 Kommentar
göttlich göttlich- das album ist schon fast gekauft! Habe kürzlich die EP the six parts seven von 2003 gekauft, kann ich ebenso empfehlen.