laut.de-Kritik

Ein 2000-Watt-Gefrierschrank mit feurigem Herzen.

Review von

Spätestens seit Vanessa Williams' Über-Hit "Save The Best For Last" von 1992 weiß man, dass man sich nicht über ein vermeintlich eher bescheidenes Musikjahr auslassen sollte, ehe nicht die letzte Scheibe das Presswerk verlassen hat.

Neben all dem Weihnachtstinnef, der in Form von überflüssigen Best Of-Scheiben, musikalischen Christkind-Bekennungen und aufgeplusterten Re-Releases die Plattenläden überschwemmt, klingelt dieser Tage nämlich auch noch das siebte Black Keys-Machwerk an der Tür und bittet vehement um Einlass in die Lagerhallen der Verkaufsmärkte.

Die Jahreslisten-Verantwortlichen dieser Redaktion werden sich ins Knie beißen, wohlwissend, dass die Albumcharts 2011 zu diesem Zeitpunkt leider bereits feststehen. Sie ignorieren daher elf Tracks, die so dermaßen vintage sind, dass Starsky & Hutch sowie Kollege Shaft gerne in die Zeitmaschine steigen würden, um mit ihren einstigen Serien-Produzenten nochmal in die Soundtrack-Diskussion einzusteigen.

Das Duo Auerbach/Carney lässt auf "El Camino" den Soul weitestgehend im Archiv und rockt stattdessen schneller, dreckiger und staubiger auf dem Pfade Richtung Low-Fi-Himmel, dass einem schon beim groovenden Opener "Lonely Boy" ganz schwindelig wird.

Hallende Chöre und Out-of-time-Handclaps geben sich die Klinke in die Hand, wenn das Duo auf "Dead And Gone" und "Gold In The Ceiling" an den Rauschebärten von Bill Gibbons und Dusty Hill zupft.

Der Boogie hat die Oberhand, ehe sich mit "Little Black Submarines" erste balladeske Klänge breitmachen. Doch nach zwei Minuten verlässt Dan Auerbach den "Stairway To Heaven"-Pfad abrupt und deckelt die Nummer mit der brachialen Verzerrung seines Sechssaiters. Der kantige Waschküchen-Sound und das fast schon arrogant coole Stimmorgan von Auerbach haben mehr "So What?"-Attitüde gefressen, als sämtliche Versuchs-Checker dieser Welt zusammen.

Doch der Zweier glänzt weder mit viel Bling Bling noch mit aufgesetzter Graderobe, und schon gar nicht mit penetranter Extrovertiertheit. Die Coolness kommt hier aus dem Keller. Da, wo es feucht ist, wo der Putz bröckelt und sich der Trockner mit Carneys Drumset duelliert.

"El Camino" rockt ohne Kutte und ohne strähnigen Vokuhila. Stilecht und erhaben lachen sich die Black Keys über das klägliche Treiben der Branche ins Fäustchen. So einfach kann das sein. Egal ob das schleppende "Sister", der krude Deep Purple-Led Zeppelin-Black Sabbath-Mix "Stop Stop" oder das sonnendurchflutete Melodie-Monster "Nova Baby": "El Camino" ist ein 2000-Watt-Gefrierschrank mit feurigem Herzen und ebensolcher Seele, simpel gestrickt und mit höchstem Unterhaltungswert.

Trackliste

  1. 1. Lonely Boy
  2. 2. Dead And Gone
  3. 3. Gold On The Ceiling
  4. 4. Little Black Submarines
  5. 5. Money Maker
  6. 6. Run Right Back
  7. 7. Sister
  8. 8. Hell Of A Season
  9. 9. Stop Stop
  10. 10. Nova Baby
  11. 11. Mind Eraser

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25 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    Finde das Album dermaßen genial - Easy Listening Blues Rock mit lässigen Sound. Sehr poppig - ja, aber das ist genau warum ich das Album liebe. Dreckigen Blues/Stoner kenne ich genug, aber das ist eine wirkliche exzellente Platte und super produziert. Fantastisch - hat aber einige Durchläufe benötigt.

  • Vor 13 Jahren

    Klasse Album ging gleich beim ersten anlauf klasse rein , noch ein wenig mehr verbrauchter sound und genau das macht den spass aus . Und ja noch einen tick besser als brothers, top - scheibe so wirds gemacht ... Klasse !

  • Vor 13 Jahren

    Klasse Album ging gleich beim ersten anlauf klasse rein , noch ein wenig mehr verbrauchter sound und genau das macht den spass aus . Und ja noch einen tick besser als brothers, top - scheibe so wirds gemacht ... Klasse !