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Seattle = Grunge?! Die Blakes zeigen, wie es anders geht.

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Seattle = Grunge - das war einmal! So zumindest lautet die Meinung der Blakes, einem Dreiergespann, das sich aufmacht, der Stadt, die vor allem durch Nirvana, Alice In Chains, Pearl Jam oder Soundgarden bekannt wurde, einen "neuen Seattle-Sound" zu verpassen.

Doch die Blakes wollen ihre Wurzeln auch nicht verleugnen: "We are where we come from, but we were always looking at what was happening in England, and try to do it as good or better", so Sänger und Gitarrist Garnet Keim. Das Ergebnis: eine Mischung aus Rock- und Garage-Elementen, vermengt mit allerlei Retrolastigem und Britrock-Einschlag.

Von rumpelndem Garage-Punk über New-Wave-lastigen Dance-Rock zu süßlichen Indie-Pop-Nummern ist alles dabei, ein Amalgam, das hier und da an The Strokes ("Modern Man"), dann und wann an The Vines ("Two Times"), Black Rebel Motorcycle Club ("Magoo"), Louis XIV ("Lie Next To Me") oder bisweilen auch an The Shins ("Lintwalk") erinnert.

Das klingt zwar nicht wirklich neu, wirkt aber trotzdem nicht unoriginell, weil viele Track für sich geschickt eine Sparte zitieren oder Anleihen bei einem bestimmten Künstler finden ohne letztlich bloß Plagiat zu sein. Zu den Stärken der Blakes zählen dabei ganz eindeutig ihre Refrains, die nett ins Ohr gehen und dort oft längere Zeit verweilen.

Während der Arbeit am Debüt zog der Dreier zeitweise nach L.A. "We lived at the Days Inn in one room, cooking Ramen on an iron with no water in it. Went in the bathroom and wrote songs. We pulled a van out of a junkyard, bolted some seats down, put in some carpet, threw our cheap gear in, and booked ourselves a tour." Die Blakes klingen nach durchzechten Nächten, nach ständigem Abgebranntsein, aber auch nach leidenschaftlichem Rock und einer unermüdlichen Begeisterung für das Musikerleben, trotz Höhen und Tiefen.

Vor allem "Two Times" – in knappen sieben Minuten von der Hand geschrieben – zeigt dies. Ein raues, leidenschaftliches und wunderbar hitziges Stück. "Don't Bother Me" oder "Commit" muten weniger heißblütig, dafür melodischer und tanzbarer an. Gegen Ende verliert die Platte leider etwas an Drive – "Pistol Grip" und "Streets" plätschern etwas lieblos vor sich hin. Darüber sollte man jedoch nicht vergessen, dass das selbstbetitelte Debüt alles in allem doch recht solide und homogen wirkt. Bloß kein weiterer Feinschliff, dafür wäre etwas mehr instrumentelle Eigeninitiative wünschenswert.
Musikalisch macht das: 2,5 Punkte.

Trackliste

  1. 1. Two Times
  2. 2. Don't Bother Me
  3. 3. Magoo
  4. 4. Modern Man
  5. 5. Run
  6. 6. Commit
  7. 7. Don't Want That Now
  8. 8. Lintwalk
  9. 9. Vampire
  10. 10. Lie Next To Me
  11. 11. Pistol Grip
  12. 12. Picture
  13. 13. Streets

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