laut.de-Kritik
Zu 2/3 ein angenehmer Fuck.
Review von Franz Mauerer"Get Fucked" versteckt im Titel ebenso wie im Pennäler-Cover, dass The Chats bereits mehrfach nachgewiesen haben, dass sie eine Macht im heutigen Punk sind. Leider fällt "Get Fucked" zu Beginn allzu konservativ im Sound aus. Bis zum richtig starken, manischen "Panic Attack" herrschen mit "Southport Superman" und "Struck By Lightning" eintöniges Mid-Tempo-Schrammeln vor, der Opener "6L GTR" beugt sich weit in den Post-Punk vor, ohne die Melodiösität der früheren Werke der Aussies zu erreichen. Einzig "Boggo Breakout" setzt sich dank Eamon Sandwiths Keifen ab und zeigt schon einen Teil von dem, was "Get Fucked" von den Vorgängern unterscheidet: bessere Abmischung, brauchbarere Produktion, das alles wird aber nur genutzt, um noch schneller und aggressiver ("Dead On Site") rotzen zu können.
Gut ein Drittel des Albums ist also schon gelaufen, bis The Chats endlich mal Ernst machen. Dann lassen die australischen Terrier aber so schnell nicht mehr los: "Ticket Inspector" ist das souveräne Punk-Äquivalent zum S-Bahn-Kontrolleur von HGich.T.
Das absolute Albumhighlight "The Price Of Smokes" ist die passende, angenehm wenig hymnische, sondern lakonische Parole zur aktuellen pekuniären Lage der meisten Erdenbewohner. Lakonisch heißt aber keinesfalls zurückhaltend: Sandwith keift nicht nur, er spuckt Absurditäten, Beleidigungen und Vorwürfe im Sekundentakt hinaus: "those bastards in Parliament ought to be hung by the necks".
The Chats nutzen ihre alltäglichen Beobachtungen auf "Get Fucked" häufiger als auf früheren Werken als Aufhänger für soziale Themen und weniger für launige Scherze. Das atemlose "Out On The Street" das angepisste "Paid Late", beides hochaggressive, hervorragende Punk-Songs, die ein Hardcore-Publikum nicht von der Bühne buhen würde, gehören in diese Kategorie.
An Lösungen zeigen sich die Brisbaner dabei weiterhin dezidiert uninteressiert. Die Losung von The Chats lautet weiterhin: Eskapismus, Saufen und Ablehnung. Es ist wohltuend, wie anarchisch-libertär die Band bleibt, das verleiht einem Sauflied wie der chaotischen Single "I've Been Drunk In Every Pub In Brisbane" den nötigen doppelten Boden.
"Emperor Of The Beach" versteht nur, wem die Cronulla-Ausschreitungen etwas sagen, überhaupt berstet das Album vor Anspielungen auf australische Gesellschaft und Politik, sprachlich muss man als Nicht-Aussie nach wie vor das meiste googeln. Sänger Sandwith trägt mit seinem Köter-Organ zur höheren Aggressivität des Albums bei, da ihm der Gegenpart von Josh Price fehlt. Dessen Nachfolger Josh Hardy gelingt es als Gitarrist durchaus, das Album zu bereichern, technisch ist er schlicht besser als Price, wenngleich seine Fähigkeiten nicht durchgehend im Songwriting gebührend berücksichtigt werden. Als Co-Sänger tritt er aber nicht auf.
3 Kommentare
unerhört. 5/5.
Ganz locker 4/5. Geht ganz gut rein
Wer die hasst, hasst Spaß