laut.de-Kritik
Der ganze Hype? Geschieht ihnen Recht!
Review von Michael SchuhEs ging alles rasend schnell: Vor einem Jahr das erste Konzert, dann aus dem Nichts eine herzzerreißend erfrischende Sieben-Song-EP, ein vorderer Platz in der beachteten "Sound of 2010"-Liste der BBC, gefolgt von Konzerten vor der verbliebenen A&R-Gilde des internationalen Geschäfts.
Und weil keine Story über die vier New Yorker ohne den Querverweis auf die Smiths auskommt, beehrte irgendwann auch Morrissey die Band mit seiner Anwesenheit auf einem Konzert, und Smiths-Drummer Mike Joyce lud die Jungs in seine US-Radioshow ein. Auch Edwyn Collins von den schottischen Indie-Heroen Orange Juice erinnerte sich dank der Drums mit verklärtem Grinsen an die Songs seiner Jugend.
Der ganze Hype? Geschieht ihnen Recht! Mit ungeahnter Leichtigkeit straft das Quartett all jene Kritiker Lügen, die es nach der rauschhaften "Summertime!"-EP nicht für möglich hielten, dass die Drums für vorliegendes Debütalbum nur auf zwei der sieben EP-Songs zurück greifen.
Erstaunlicherweise zählt dazu die Ballade "Down By The Water", die weder damals noch heute zu den starken Momenten der Band zählt. Ganz im Gegensatz zu "Let's Go Surfing", der inzwischen auch dank eines Peugeot-Spots bekannten 80s-New Wave-Rakete mit Surf-Antrieb.
"The Drums" illustriert in bekannter Stärke die Kernkompetenzen der Truppe: Zartfühlende Pop-Melodien lassen die von Sänger Jonathan Pierce zu Papier gebrachten Texte um verletzliche und euphorische Jugend-Momente in rosarotem Lichte erstrahlen.
"And it's forever / Baby it's forever / And let me run till the end of time / Until our hearts are aligned into the sky" - was zunächst den Charme eines Rosamunde Pilcher-Monologs aufweist, liefert in Kombination mit der Musik ein Paradebeispiel für das Sehnsuchts-Potenzial eines guten Drums-Songs.
Die softe Elektronik, der knöcherne Drumcomputer, die bohrend repetitiven Basslinien, die jauchzend-exaltierte Stimme: Beinahe erstaunt es ein wenig, wie schlüssig dieses Konzept funktioniert. Was natürlich vor allem am hochwertigen Songwriting liegt.
Sobald hier mal ein bisschen geschludert wird ("We Tried", "I'll Never Drop My Sword"), wünscht man sich gleich ein bisschen mehr Schubkraft für den 1:1 von ihren Vorbildern kopierten, stark reduzierten Gesamtsound. Klar, bei den Smiths klang das auch nicht fetter, aber das ist halt auch 25 Jahre her.
Dafür erschafft Pierce, der mit seiner Frisur damals eher bei Bros gelandet wäre, immer wieder Zeilen, die ihre intensive Wirkung gerade in der Einfachheit und somit in perfektem Einklang mit den subtilen Songs erzielen. "I thought my life would get easier / instead it's getting harder", singt er in "Book Of Stories", neben dem erwähnten "Forever & Ever Amen" der beste Song des Albums. Ob mit 18 Jahren oder 40, hier finden sich alle wieder. Ganz ähnlich wie in der dazugehörigen Musik.
2 Kommentare
ordentliche sommermelodien und schöne momente.
perfekt zum in der sonne liegen, aber nach der brillianten ep, hätte ich schon etwas mehr erwartet.
vor allem, dar das album deutlich ruhiger klingt als die ep.
muss sagen erinnert mich irgendwie an die ersten Ärzte Alben bzw. hab ein ähnliches Gefühl beim Hören.
Bin nur durch die News auf sie gestoßen, danke laut