laut.de-Kritik
Altbewährte Boss-Verweise ringen mit AOR-Neuerungen.
Review von Kai ButterweckMan habe sich verändert. Man sei in den vergangenen 24 Monaten gewachsen und gereift, hieß es vor einigen Wochen aus dem The Gaslight Anthem-Lager. Die Spannung war also groß. Inwieweit würde sich der Reifeprozess nach den letzten beiden immer noch nachwirkenden Stadion-Fingerzeigen "American Slang" und "Handwritten" auf den Sound des neuen Albums auswirken? Wieviel Springsteen steckt noch in "Get Hurt"? Die Ohren sind jedenfalls gespitzt und kriegen gleich zu Beginn des neuen Schaffens ordentlich neues Futter serviert.
Mit düsteren Grunge-Gitarren, schleppenden Drums und einem Brian Fallon am Mikrofon, der sich durch verzerrte Effekt-Einschübe kämpft, erinnert der Opener "Stay Vicious" an Zeiten, in denen Bands wie Alice In Chains und die Stone Temple Pilots die Alternative-Szene beherrschten. So ganz im Dunkeln wollen die Verantwortlichen aber dann doch nicht verharren. Pünktlich zum Refrain hin wechseln die Gitarren in den Clean-Modus, und auch Brian Fallon verzieht keine Grimasse mehr. Mit einem Lächeln im Gesicht lädt er zum lockeren Lalala-Tänzchen. Schade eigentlich, das hätte sonst eine richtig große Post-Grunge-Nummer werden können.
Nichtsdestotrotz wird bereits zu Beginn klar: The Gaslight Anthem versuchen sich anno 2014 auf neuen Pfaden. Die führen sie auf dem zweiten Song ("1000 Years") schnurstracks in die Achtziger, als AOR-Schwergewichte wie Journey, REO Speedwagon und Foreigner mit stolzgeschwellten Brüsten durch die Stadien zogen. Sehr gewöhnungsbedürftig.
Auch während der folgenden knapp sieben Minuten verlieren sich die vier Amerikaner in einem eher zwiespältigen Wust aus Lou-Gramm-und-Co-Erinnerungen und pointierten "Handwritten"-Verweisen ("Get Hurt", "Stray Paper"). Die erste Viertelstunde des Albums ist wahrlich ein schwerer Brocken – vor allem für Fans der ersten Stunde.
Erst mit dem kantig nach vorne preschenden "Helter Skeleton" lassen die Herren Fallon, Levine, Horowitz und Rosamilia "The '59 Sound"-Herzen ein bisschen höher schlagen. Das Rocken haben sie in den vergangenen zwei Jahren also nicht verlernt.
Mit "Rollin' And Tumblin'" setzt die Band noch einen drauf. Plötzlich ist Fallons Stimme wieder voll in ihrem Element. Rau und kratzig thront sie über harten Powerchords und peitschenden Drums. "Red Violins" tritt hingegen wieder kräftig auf die Bremse. Macht aber nichts. Einen guten Indie-Pop-Song kann man überall parken. Der eigentliche Befreiungsschlag gelingt der Band aber mit dem anschließenden "Selected Poems" – einem Harmonie geschwängerten Energie-Mix aus gut zehn Jahren Bandgeschichte.
Nun ist der Knoten geplatzt, allerdings auf Kosten von weiteren Neuerungen. Stattdessen klopft der Boss wieder mit Nachdruck an die Studiotür ("Ain't That A Shame", "Break Your Heart", "Dark Places"), sodass die Verantwortlichen am Ende nach einer eher zaghaften Erkundungstour wieder im eigenen Vorgarten aufschlagen. Oh, wie schön ist Panama.
9 Kommentare mit 5 Antworten
aha, funzt also wieder.hatte mir schon sorgen gemacht und wollte die polizei anrufen , weil ich dachte, der saad wär vorbeigekommen und hätte sei kleines liedchen in die tat umgesetzt und euch die bude abgefackelt.
Mit die überbewerteste Band ever. Ein guter Song (59 SOund) und das wars dann. Der Rest stammt vom Hype durch die Freundschaft mit Springsteen ( der diesen Möchtegerns immer noch zeigt wo der Hammer hängt)
das kann man genau so stehen lassen
Nun ja, auch wenn ich mit allem nach den unglaublichen Sink or swim und 59 Sound nichts mehr anfangen konnte, Springsteen zeigt schon lang keinem mehr, "wo der Hammer hängt". Jedenfalls nicht mit bräsig aufgeplustertem altherren Stadionrock a la Wrecking ball. Bin jetzt kein Experte seiner Diskographie, aber was war denn bitte gut von ihm nach Nebraska?
Die Live Shows. 3 1/2 Stunden Energie.
"Mit die überbewerteste Band ever."
Quark ohne Soße. Natürlich ist Springsteen over the top und auch überhaupt kein Vergleich. Ob der die promoted in irgend einer Form, spielt auch keine Rolle. Sieh Arcade Fire und Bowie, auch da war das letzte Album nicht gerade das gelbeste vom Ei. Up´s and down´s, so ist das halt. Handwritten ist ja erst 2 Jahre her und hör ich dann mal weiter......
Gruß Speedi
Mein lieber Herr Gesangsverein, da sind aber ein paar Musikkritiker am Werk. Hab mir gerade die deluxe Version geholt und bin echt NICHT enttäuscht. Aber ich bin ja auch nur ein einfacher Feuerwehrmann.
Hab jetzt alle Platten und fand jede auf ihre Art gut. Und ich freue mich schon sehr darauf, sie Ende Oktober live zu stehen. Hab auch bisher noch kein Werk gehabt, was nicht wenigstens einen Schwachpunkt hat (für mich underneath the ground). Also mein Fazit, ich kenne zum Konzert alle Titel die gespielt werden können und das war der Plan.
Mein lieber Herr rip-Phil L., da ist aber ein Fan am Werk. Hab mir gerade die deluxe Version angehört und bin echt NICHT begeistert. Aber ich bin ja auch kein einfacher Feuerwehrmann.
Also mein Fazit, ich gehe zum Konzert einfach nicht hin und das war der Plan.
PS: ALAAAAARM ALAAAAARM
Mir gefällt es Mich würde mal interessieren, was genau die Jungs denn machen sollen, damit die Kritiker hier wohlwollender gestimmt wären? Bleibt eine Band ihrem Stil treu, heißt es "langweilig", wird der Stil geändert: "die schielen nach den Charts", usw. Bands durchlaufen Phasen, die Beziehungen ähnlich sind. Nach einigen Jahren wird man ruhiger Ich mache jetzt seit fast 40 Jahren Musik und habe so etwas schon häufiger erlebt. Hauptsache, die "Trademarks" der Band bleiben und das ist bei TGA der Fall! Alle imo, natürlich! Letztendlich bleibt es aber Geschmacksache und Springsteen ist sowieso eine andere Hausnummer...
Hab gerade hierzu eine etwas tiefgreifendere Rezension gelesen
Die bekannt zwar eindeutig Stellung zur Abwärtspirale, in welche sich die Band befindet, lässt aber auch hoffen - vor allem wegen den Bonustracks.
Aber lest einfach selbst, spiegelt auch ganz gut meine Meinung wieder:
http://luserlounge.blogspot.de/2014/08/the…