laut.de-Kritik
Selbstfindungstrip inkl. unbändigem Willen zur Veränderung.
Review von Philipp SchiedelVor noch gar nicht langer Zeit waren diese Jungens aus Kansas City everybodys unantastbarer Emo-Darling. Schüttelten auf ihren Platten Ohrwürmer aus dem Ärmel wie andere Schuppen aus ihren Haaren und strahlten mit ihren High-School-Punkpop-Perlen länger als die Sonne auf jede amerikanische Campuswiese.
Daran hat sich innerhalb der letzten drei Jahre einiges grundlegend verändert. Fünf junge Männer haben kein Bock mehr auf Bonanzaradfahren und dem Leben entgegen Lächeln. Die Kids sind raus gewachsen und klingen, als wären sie mitten in einem Selbstfindungstrip inkl. unbändigem Willen zur Veränderung. Dort bewegt man sich ständig auf einer Klippe zwischen Rock, Folk und Bohnen-Country, ohne sich mit einem zufrieden zu geben, geschweige denn alles verbinden zu können.
Das hört sich gefährlich an, entpuppt sich auf Platte aber nur als halb so schlimm. Die geht nämlich ganz nett (zum Nebenherhören), manchmal überhaupt nicht ("High As The Moon" oder "All That I Know") und wie im bedächtigen Opener "Overdue" zuweilen sogar ganz prächtig. Mehr ist da nicht. Emo-Core schon gar nicht.
Denn Bandkopfs Mathew Pryors Nebenprojekt The New Amsterdams färbt mehr auf seine eigentliche Combo ab, als es ihr gut tut. Diese wunderbaren Keyboards zum Mitpfeifen sind praktisch völlig entlassen, nun schrammt man schon fast an der Tom-Astor-Gedenkbühne des nächsten Truckstops vorbei und versinkt dabei im amerikanisches tralala-hifi-Folkrockmittelmaß. Die Get Up Kids wollen einem damit bestimmt nichts Böses und lassen sich immer noch gut anhören. Gegen die alte Heldentaten, allen voran der Dauerbrenner "Something To Write Home About", fällt dieser blasse Wurf aber konstant durch und wird bald schon vergessen sein.
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