laut.de-Kritik
Die Band beim Frühstücken, Koffer schleppen und Wäsche waschen.
Review von Maximilian Schenkel"The Hellacopters have earned two Gold Albums and a Grammy Award in Sweden. It's a different story in the USA ..." Das ist der Eingangssatz und gleichzeitig der zentrale Inhalt dieser DVD. Hier handelt es sich nämlich nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, um ein Live-Konzert in Cleveland. Der auf dem Silberling verewigte Streifen ist ein Dokumentarfilm über zehn Tage der Hellacopers-Tour quer durch die USA. Von Cleveand über Chicago, Philadelphia bis nach New York.
Wie eingangs schon erwähnt, sind die Hellacopters nicht gerade eine große Nummer in den Staaten und deswegen geben sie kleine Clubkonzerte, tragen ihre Koffer brav selber, frühstücken Fastfood und waschen ihre Wäsche in Hotelkellern. Wenn Sie nicht gerade den Gitarrenamp einstellen, geben sie kurze Statements in die Kamera oder erklären besoffenen Ami-Rock-Kids wo Schweden liegt, und dass es dort auch schon Strom gibt.
Harter Tour-Alltag eben. Völlig ohne Glamour und Stargehabe. Der Film zeigt die Rockarbeiter Nick Royale, Kenny Hakansson, Robert Dahlqvist und Anders Lindström, wie sie früh aufstehen, dem Revolver Magazin Interviews geben oder für Photoshootings posen. Die Faszination von der Größe dieses Landes kann man in der Bildersprache von Regisseur Jim Heneghan deutlich mitansehen. Es gibt minutenlange Passagen, in denen nichts gesprochen wird. The Hellacopters beim Ein- und Ausladen, beim Fernsehen, beim Entspannen und beim Autofahren. Auf der anderen Seite versucht er, bizarre Gestalten urbaner Kultur einzufangen. Leute mit schrägen Tattoos, oder sehr schnell sprechende Clubbesitzer.
Schade, dass es so gut wie kein kompletter Live-Song auf die ganzen 114 Minuten geschafft hat. Von den Konzerten selbst sieht man pro Stadt nur etwa zwei bis drei Minuten und das sind meist noch Zusammenschnitte aus mehreren Songs. Im Specialbereich gibt es Doku-Schnipsel, die es nicht in den Film geschafft haben, sich aber auch nicht groß vom Rest unterscheiden. Einen freakigen Bonus gibt es aber doch noch auf "Goodnight Cleveland": Ausschnitte der allerersten zwei Konzerte überhaupt. Dies wird im nachhinein nicht nur den Hellacopters selbst ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern.
Bootlegs, Singles und sämtliches Vinyl wird ja von Hellacopters-Fans akribisch gesammelt und für horrende Preise über die Ladentische geschoben. Genau in dieser Tradition steht auch diese DVD. Für Fans ein "must have". Schließlich kann man hier noch einiges über die Combo lernen. Wer weiß schon, dass jeder von denen mal bei "Entombed" war ... oder wie Gitarrist Kenny mit einem Handtuch auf dem Kopf aussieht. Audiokommentare der Protagonisten gibt es noch oben drauf. Für den, der nicht sein Leben nach dieser Band ausgerichtet hat, ist der Silberling stellenweise unterhaltsam, aber ihm/ihr wäre mit einer ordentlichen Live-Show besser geholfen.
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