laut.de-Kritik
Wie Kerouacs "On The Road".
Review von Eberhard DoblerEin sehr spezieller Lifestyle trägt The Inspector Cluzo seit über einem Jahrzehnt und sechs Studioalben. 2016 komprimierte ein Plattentitel die Karriere knackig in einem einzigen Wort: "Rockfarmers". Laurent Lacrouts (Lead Vocals, Guitars) und Mathieu Jourdain (Drums, Percussion) leben im südwestfranzösischen Städchen Mont-de-Marsan als Farmer und Musiker auf einem Hof mit Gänsen und Enten.
Das Duo zieht dort nicht nur eigene Lebensmittel heran, sondern führt ein autarkes Rockbusiness. Angesichts der ersten Unplugged-Platte - eine Akustikversion des letzten Studioalbums "We The People Of The Soil" (2018) - könnte man glatt fragen: Warum erst jetzt? Denn was könnte zu der Lebenseinstellung der live herrlich kauzig auftretenden Herren aus der Gascogne besser passen als eine entschleunigte Version ihres rüde groovenden Bluesrocks?
Laurent und Mathieu spielten 2019 alle Songs der Scheibe (von "Pressure On Mada Lands" abgesehen) unter der Regie von Vance Powell in Nashville, Tennesse noch einmal in leiseren Versionen ein. Statt rauer E-Gitarren und knallenden Drums dominieren Akustikgitarre, Tasteninstrumente, Besenspiel und Percussions, zuweilen ergänzt um Violine und Cello.
Songs wie "Globalisation Blues Unplugged", "Brothers In Ideals" und "No Deal At The Crossroads" klingen dann tatsächlich so, als lasse man sich abends nach getaner Arbeit auf der Veranda oder am Lagerfeuer nieder, um ein Lied anzustimmen. Sänger Laurent passt seine Vocals den luftigeren Arrangements natürlich an - wirklich laut wird er nie. Durch "The Best" (mit Marianne Dissard) und "No Deal At The Crossroads" weht gar Folkfeeling. "Cultural Misunderstanding" kommt mit noch stärkerer orientalischer Note als im Original daher, am dunkelsten klingt "Ideologies".
Ein Stück wie "We The People Of The Soil" funktioniert bei TIC erfreulicherweise sowohl in der Rock- als auch Akustikversion. Der Grund liegt im abgehangenen Songwriting, tollen Refrainhooks und natürlich der klaren Message - es passt einfach alles zusammen. Wer mal wieder Jack Kerouacs "On The Road" aus dem Bücherschrank zieht, sollte im Hintergrund unbedingt "Little Girl & The Whistling Train" auflegen. Oder am besten gleich die ganze Platte.
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